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Ifo-Studie: Arbeiten lohnt sich immer

Von: Jörg Ciszewski

Viel wurde in den vergangenen Monaten darüber diskutiert, ob sich Arbeit noch lohnt, wenn das Bürgergeld um zwölf Prozent erhöht wird. Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung ist dieser Frage nachgegangen. 

Das Symbolbild zeigt ein Papierschiffchen, das aus einem Geldschein gefaltet ist. Darin sitzt ein kleines Figürchen.
© IMAGO / McPHOTO

Geringverdiener haben höheres Einkommen als Sozialleistungsbezieher

Wer arbeitet und mit Sozialleistungen, die ihm zustehen, aufstockt, hat immer mehr verfügbares Einkommen als jemand, der nicht arbeitet und nur Sozialleistungen bezieht. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Ifo-Instituts in ihrer Studie.

Die Fachleute haben Modelle für unterschiedliche Einkommen und Haushaltstypen errechnet. Alle Berechnungen geben die verfügbaren Einkommen nach Abzug von Miet- und Heizkosten an. Demnach hat ein Alleinstehender in einer Stadt mit mittlerer Miethöhe wie Dresden und einem Brutto-Verdienst von 1000 Euro nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben und mit Sozialleistungen wie Wohngeld 891 Euro zur Verfügung. Nur wenn ein Alleinstehender mit 1000 Euro brutto keinerlei Sozialleistungen beantragt, kommt er auf 357 Euro netto. Das Bürgergeld beträgt 563 Euro.

Bei einem Brutto-Verdienst  von 2000 Euro errechnet das Institut für eine alleinstehende Person mit Sozialleistungen netto 1020 Euro, ohne 965 Euro. Beide Beträge sind wesentlich höher als das Bürgergeld. Die Berechnungen des Instituts zeigen, dass Sozialhilfeleistungen eben nicht die Gehälter bei geringen Lohnsätzen übersteigen. Der Anreiz zu arbeiten und der Lohnabstand bleiben gewahrt.

Deutlich mehr Geld

Alleinerziehende, die 1000 Euro brutto verdienen, kommen mit Sozialleistungen wie Kindergeld auf 2033 Euro und haben so deutlich mehr als jemand, ohne Arbeitseinkommen und nur mit Sozialleistungen (1533 Euro). Würden keine Sozialleistungen beantragt, läge das Einkommen bei 622 Euro. Das Institut berechnete weitere Beispiele mit Paarhaushalten und anderen Mietniveaus und kam zu vergleichbaren Ergebnissen.

In ihrem Fazit empfiehlt das Forscherteam eine Reform des Systems der Sozialleistungen. Menschen mit geringen und mittleren Einkommen, die aufstocken, müssten größere Anreize erhalten, ihre Erwerbstätigkeit auszuweiten.

VdK-Präsidentin Verena Bentele sieht die Lösung eher in einer guten Entlohnung: „Damit Menschen von ihrer Arbeit leben können, ist ein Mindestlohn von 14 Euro notwendig. Für all jene, die nicht mehr arbeiten können, weil sie zu krank sind oder eine Behinderung haben, braucht es eine existenz-sichernde Leistung auch ohne Arbeit.“

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