Kategorie Aktuelle Meldung Frauen Gleichberechtigung

Frauentag – Mehr als Haushalt und Kinder

Von: Kristin Enge

Am 8. März wird weltweit auf die Rechte von Frauen aufmerksam gemacht. In Deutschland ist noch einiges zu tun. Der VdK hat Frauen im VdK gefragt, was sich ändern muss. 

Drei Frauen blicken gemeinsam ernst in die Kamera: Eine jüngere, eine Teenagerin und eine ältere Frau.
© VdK
51
Prozent
der VdK-Mitglieder sind weiblich.
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Potenzial von Frauen nicht verschwenden

Gerlinde Koletzki-Rau, Vorsitzende im VdK-Kreisverband St. Wendel und Vorstandsmitglied im VdK Saarland, ist der Ansicht, dass das Potenzial von Frauen in der Arbeitswelt nicht ausgeschöpft wird: 

Viele Frauen sind gut ausgebildet. Doch sie unterbrechen ihre Erwerbsarbeit für die Kindererziehung oder reduzieren ihre Stunden. Wird ein Familienmitglied pflegebedürftig, fühlen sie sich in den meisten Fällen zuständig. Wir können es uns als Gesellschaft – auch mit dem Blick auf den Fachkräftemangel – nicht länger leisten, das Potenzial von Frauen zu verschwenden. Es braucht genügend externe Unterstützung bei der Pflege und Kinderbetreuungsplätze, damit Frauen Beruf und Familie miteinander vereinbaren können.

Das Portraitfoto zeigt Gerlinde Koletzki-Rau.
Gerlinde Koletzki-Rau

Frauenförderung ist wirtschaftlich sinnvoll

Das Portraitfoto zeigt Regina Bunge.
Regina Bunge © Henning Schacht

Regina Bunge, Vizepräsidentin des VdK Deutschland und Landesvorsitzende im VdK Nord, ist überzeugt, dass es sich rechnet, wenn Frauen Führungspositionen übernehmen:

Frauen in Führungspositionen spielen eine entscheidende Rolle für die Vielfalt und den Erfolg von Unternehmen. Sie bringen eine frische Perspektive, innovative Ideen und eine ausgeprägte soziale Kompetenz mit. Frauenförderung ist nicht nur eine Frage der Gleichberechtigung, sondern auch belegbar wirtschaftlich sinnvoll. Deshalb müssen Hindernisse für den Aufstieg von Frauen beseitigt und gezielte Programme eingeführt werden, um ihr Potenzial zu erschließen. Nur so können wir eine nachhaltige Entwicklung und Chancengleichheit erreichen

Frauen brauchen mehr Unterstützung

Verena Bentele, VdK-Präsidentin, fordert, dass Frauen besser von ihren Partnern unterstützt werden:

Sich liebevoll um Kinder kümmern, sich im Arbeitsleben mit vollem Einsatz einbringen, fürsorglich sein für Angehörige und gleichzeitig für sich selbst und eine gute Rente sorgen – und das alles in nur 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche. Finden Sie, das klingt anstrengend? Ich finde schon. Deshalb brauchen Frauen mehr Unterstützung. Sie brauchen gute Kinderbetreuungsangebote, sie brauchen sozialversicherungspflichtige Arbeit statt Minijobs, sie brauchen gleiche Löhne für die gleiche Arbeit wie männliche Kollegen, und sie brauchen Partner, die sich ebenfalls für die Fürsorge für Angehörige zuständig fühlen.

Verena Bentele auf der Dachterrasse der VdK-Geschäftsstelle in Berlin, im Hintergrund ist der Berliner Fernsehturm zu sehen.
Verena Bentele © Marlene Gawrisch

Frauen brauchen existenzsichernde Arbeitsplätze

Das Portraitfoto zeigt Renate Schommer.
Renate Schommer © Enge / VdK

Renate Schommer, Landesvorsitzende im VdK Hamburg, meint, dass Altersarmut bei Frauen endlich beseitigt werden muss:

Frauen sind wesentlich häufiger von Armut bedroht als Männer. Das zieht sich bei ihnen oft durch die ganze Erwerbsbiografie bis hin zur Rente. Teilzeitjobs, Tätigkeiten im Niedriglohnbereich, Unterbrechungen der Erwerbsarbeit, ein geringerer Stundenlohn im Vergleich zu dem der Männer sind die Ursachen. Bei den Alleinerziehenden ist das Risiko, arm zu sein, besonders hoch, viele von ihnen sind auf Grundsicherung angewiesen. Da muss endlich mehr geschehen. Frauen brauchen Arbeitsplätze, die ihre Existenz sichern und die es ihnen ermöglichen, gut für ihre Rente vorzusorgen.

Mangelnde Unterstützung für Frauen, die pflegen

Silvia Rosa Krämer ist Delegierte in der Kommission der jüngeren Mitglieder im VdK, und weiß, was  pflegende Frauen täglich leisten:

Mütter, die Kinder mit einer Behinderung pflegen, tun dies oft rund um die Uhr. Sie kümmern sich um den Haushalt und erziehen weitere Kinder. Das ist physisch, kognitiv und psychisch extrem fordernd. Der Großteil der pflegebedürftigen Menschen wird zu Hause von Frauen gepflegt, bei pflegebedürftigen Kindern ist es oft eine Langzeitaufgabe. Mangelnde Unterstützung und Entlastung sowie finanzielle Sorgen bestimmen ihren Alltag. Sie brauchen einen gerechten Pflegelohn, aber auch mehr Freistellungs- und Unterstützungsmöglichkeiten, ein Rückkehrrecht in die Vollzeitbeschäftigung und realistische Möglichkeiten zur Vereinbarung der Nächstenpflege mit Beruf, Ausbildung oder Studium.

Das Portraitfoto zeigt Silvia Rosa Krämer.
Silvia Rosa Krämer

Sorgenarbeit gerecht aufteilen

Hannelore Schmolling steht auf der Dachterrasse der VdK-Geschäftsstelle in Berlin.
Hannelore Schmolling

Hannelore Schmolling, Stellvertretende Vorsitzende im VdK Berlin-Brandenburg, wirbt dafür, dass sich Frauen mehr im VdK engagieren: 

Bei uns im VdK-Landesverband brauchen wir mehr Frauen, die bereit sind, ein Amt zu übernehmen, um den VdK aktiv mitzugestalten. Da scheint es aber eine große Schwellenangst zu geben. Frauen sollten sich selbst mehr zutrauen und selbstbewusst an neue Aufgaben herangehen. Ich bin sicher, sie können diese mindestens genauso gut meistern wie die Männer. Bei manchen ist allerdings die familiäre Belastung unglaublich hoch. Sie gehen arbeiten, erziehen Kinder und pflegen ihre Nächsten. Die Sorgearbeit muss endlich gerecht zwischen Frauen und Männern aufgeteilt werden. 

Frauen mit Behinderung haben es schwer

Cornelia Hörsting, Schatzmeisterin im Vorstand VdK Nord, fordert mehr Unterstützung für Frauen mit Behinderung beim Berufseinstieg:

Als ich Schulleiterin wurde, schrieb das lokale Sonntagsblatt, der hochqualifizierte männliche Mitbewerber sei unterlegen, da ich eine „Dame mit Behinderung“ bin. Frauen mit Behinderung haben es auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer: Etwa 30 Prozent haben keinen berufsqualifizierenden Abschluss, mehr als die Hälfte ist nicht erwerbstätig und somit im besonderen Maße armutsgefährdet. Sie brauchen eine besondere Förderung beim Übergang in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt und während der Erwerbsphase, damit möglichst viele „Damen mit Behinderung“ die Chance auf einen Arbeitsplatz haben, der ihren Fähigkeiten entspricht.

Das Portraitfoto zeigt Cornelia Hörsting.
Cornelia Hörsting