Kategorie Aktuelle Meldung Behinderung Teilhabe

Rollstühle für die Ärmsten der Armen

Von: Jörg Ciszewski

Der Verein „Konvoi der Hoffnung“ repariert ausrangierte Hilfsmittel und liefert sie nach Afrika und Osteuropa. 

Ein älterer Mann sitzt im Rollstuhl, neben ihm steht eine Frau. Das Bild ist in Äthiopien aufgenommen, der Rollstuhl wurde über das Projekt "Konvoi der Hoffnung" gespendet.
© privat

Hilfsmittel für Bedürftige aus Afrika und der Welt

Was Sanitätshäuser und Pflegeheime hierzulande aussortieren, kann in armen Ländern ein Menschenleben würdevoller machen. Der Verein „Konvoi der Hoffnung“ sammelt gebrauchte Rollstühle, Rollatoren und andere Hilfsmittel, um sie Bedürftigen in Afrika und anderen Teilen der Welt zur Verfügung zu stellen. In Äthiopien hat das Projekt schon vielen geholfen.

Dr. Sonja Küster kann kaum erwarten, dass der Container mit Rollstühlen, Krücken, Rollatoren und Toilettenstühlen in Harar eintrifft. Die 45-jährige Ärztin arbeitet seit acht Jahren im Osten Äthiopiens als Palliativmedizinerin. Einen Großteil ihrer Zeit versorgt sie alte, verletzte und kranke Menschen mit Hilfsmitteln, die der kleine Verein „Konvoi der Hoffnung“ in Deutschland sammelt und verschifft.

Gerade erst haben die ehrenamtlichen Mitglieder in Karlsruhe einen Container mit Spenden beladen. Der wird von einem Sattelschlepper abgeholt und einige Kilometer weiter auf der anderen Rheinseite in Wörth auf ein Schiff verladen. Ab Antwerpen geht es auf einem Containerschiff über den Seeweg durch den Suez-Kanal. Bis die Fracht in Harar ankommt, vergehen rund zehn Wochen. „Wenn die Spenden da sind, ist das für uns wie 50-mal Weihnachten“, sagt Sonja Küster.

Für die Ärztin, die vor Ort für den Verein Vision of Community Development Organization arbeitet, ist Rölleke ein wichtiger Ansprechpartner. Der 77-Jährige aus Waghäusel bei Karlsruhe ist langjähriges VdK-Mitglied und engagiert sich seit fast 20 Jahren beim „Konvoi der Hoffnung“. „Damit die Hilfe ankommt, arbeiten wir eng mit Partnern vor Ort zusammen“, sagt Rölleke. Der Verein organisierte unlängst eine Lieferung in die Türkei nach dem Erdbeben, mehrere in die Ukraine, nach Burkina Faso, Peru und Sri Lanka. Rölleke holt Genehmigungen für die Transporte ein und bearbeitet Zuschuss-Anträge und Abrechnungen mit den Stellen der deutschen Entwicklungshilfe und anderer Hilfsorganisationen.

Zwei Männer und eine Frau beladen einen Schiffscontainer mit ausrangierten Rollstühlen, der gesamte Container ist vollgestapelt mit den Rollstühlen.
Stapelweise Rollstühle: Jeder Zentimeter der Schiffscontainer wird genutzt, damit sich die hohen Transportkosten rentieren. © privat

Verein baut Schulen und Krankenhäuser

In Afrika geht das Engagement des Vereins weit über die Hilfsmittellieferung hinaus. „Wir haben zusammen mit anderen Partnern seit 2010 neun Schulen und ein Krankenhaus in Burkina Faso, zwei weitere Schulen in Uganda und eine in Burundi gebaut“, erklärt Rölleke. Der Verein eröffnet Menschen in vielen Teilen der Welt neue Lebensperspektiven.

Aus Äthiopien berichtet Küster, dass die Hilfsmittel Frauen und Männern mit Lähmungen, Menschen mit Amputationen oder Kindern mit angeborenen Behinderungen „unglaublich viel Lebensqualität“ geben. Sie erzählt von einer gelähmten Frau, die über die staubigen Straßen von Harar mühsam zu dem Platz robbte, wo die Hilfsmittel ausgegeben wurden. Die Helfer fanden einen passenden Rollstuhl für sie. „Sie hat sich riesig gefreut“, erzählt Küster. „Ich habe sie danach häufig vor dem Krankenhaus gesehen, wo sie Bananen verkauft hat. Für sie war der Rollstuhl der Schlüssel zu einem neuen Leben.“ Auch Kinderrollatoren seien heiß begehrt, berichtet sie. Sie werden von Kindern genutzt, die aufgrund von Behinderungen nicht genug Kraft haben, um das Laufen zu lernen.

Sachspenden von Klinken und Pflegeheimen gesucht

Bislang konnten mit dem „Konvoi der Hoffnung“ bereits drei Container nach Harar verschifft werden. Der vierte wird dort im Januar erwartet. Die Bilanz des Vereins, der rund 160 Mitglieder zählt, ist beeindruckend. Es konnten seit dem Jahr 2000 bereits 135 Container- und Lkw-Lieferungen mit Hilfsmitteln in 27 Länder geschickt werden, wo sie an rund 60.000 Menschen ausgeteilt wurden.

Angewiesen ist der Verein dafür auf Sachspenden von Kliniken, Sanitätshäusern oder Pflegeheimen. „In einem Umkreis von rund 100 Kilometern um Karlsruhe können wir die Sachen selbst abholen, einzelne Rollstühle aber nur aus dem näheren Umkreis“, erklärt Rölleke. „Sonst ist es für den Verein nicht mehr wirtschaftlich

Zwei äthiopische kleine Mädchen, eins schiebt das andere im Reha-Buggy
Fatuma schiebt ihre Freundin Abeba in einem Reha-Buggy, der in Deutschland gespendet wurde. Abeba hat eine Krankheit, die im Volksmund "offener Rücken" heißt, eine Fehlbildung des Rückenmarks, die Beinlähmungen verursacht.

Das Warenlager leert sich langsam, der Bedarf ist aber weiter groß. Für die Reparatur defekter Hilfsmittel hat der Verein zwei Mitarbeiter angestellt, die derzeit nicht ausgelastet sind.

Hoffnung hat Rölleke, weil eine Gesetzesänderung diskutiert wird, wonach künftig Sanitätshäuser verpflichtet werden sollen, Vereinen wie seinem ausrangierte Behindertenhilfsmittel zu überlassen. Aber bis das umgesetzt ist, bleibt der Verein auf freiwillige Spenden angewiesen. 

Info Konvoi der Hoffnung

Konvoi der Hoffnung Karlsruhe e. V. bittet Pflegeeinrichtungen, Sanitätshäuser und Kliniken um Spenden von ausrangierten Hilfsmitteln. Benötigt werden Erwachsenen- und Kinderrollstühle, Rollatoren, Krücken, Reha-Buggys, Toilettenstühle, Gehböcke und Therapiestühle. 

Der Vorsitzende Reiner Zetzmann ist zu erreichen unter:

Telefon: (07 21) 6 63 89 51 oder 0170 4 48 80 86
Externer Link:www.konvoi-der-hoffnung-karlsruhe.de