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Private Krankenversicherung: „Teuer ist nicht automatisch top“

Von: Kristin Enge

Die private Krankenversicherung bietet nicht automatisch den besseren Schutz im Krankheitsfall. Zu diesem Ergebnis kommt die Stiftung Warentest in einem aktuellen Test. Sie hat insgesamt 1245 Tarifkombinationen geprüft.

Die Bildmontage zeigt Wegweiser mit der Aufschrift "Kassenmedizin" und "Privatmedizin"
Haben Privatpatient/innen Vorteile? Viele Studien sprechen dafür. Allerdings sollte der Wechsel in die PKV sehr gut überlegt sein. Im Alter drohen hohe Beiträge, die die Existenz bedrohen können. © IMAGO / Steinach

8,7 Millionen Versicherte in der PKV

In Deutschland waren laut Verband der Ersatzkassen (vdek) im vergangenen Jahr rund 74,6 Millionen Menschen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKVkurz fürGesetzliche Krankenversicherung) versichert. In der privaten Krankenversicherung (PKVkurz fürPrivate Krankenversicherung) waren es rund 8,7 Millionen Versicherte.

Wer zu dieser Gruppe gehört, hat oft Vorteile, wie Umfragen immer wieder zeigen. Privat Versicherte  bekommen in der Regel schneller Termine bei Fachärztinnen oder Fachärzten, im Krankenhaus können sie eine Behandlung durch die Chefärztin oder den Chefarzt verlangen, und sie haben es ruhiger im Einzel- oder Zweibettzimmer.

Eintritt in die PKV gut überlegen

Doch wer über den Eintritt in die PKVkurz fürPrivate Krankenversicherung nachdenkt, sollte sich dies gut überlegen „Sehr viele PKV-Tarife haben Lücken. Viele leisten sogar weniger als gesetzliche Krankenkassen“, sagt Julia Bönisch, Vorständin der Stiftung Warentest. Als Beispiele nennt sie etwa die Palliativpflege, die ambulante Psychotherapie oder digitale Anwendungen wie Ernährungs-Apps.

Stiftung Warentest hat insgesamt 1245 Tarifkombinationen untersucht, hält aber nur 384 Tarife für empfehlenswert. Es sind jene, die einen Rundum-Schutz bieten, der in allen Bereichen mindestens dem Niveau der GKVkurz fürGesetzliche Krankenversicherung entspricht. Zudem ist die Selbstbeteiligung auf höchstens 660 Euro im Jahr begrenzt.

Der Test offenbart große Preisunterschiede zwischen den Tarifen. Hier lohnt sich ein Vergleich. „Teuer ist nicht automatisch top“, heißt es dazu im Bericht. „Die leistungsstärksten Tarife sind oft recht teuer, der Preisaufschlag spiegelt jedoch selten den Umfang der zusätzlich abgesicherten Gesundheitsrisiken wider“, erklärt Julian Chudoba, der die Untersuchung geleitet hat.

PKV als existenzbedrohende Kostenfalle

Seit dem Jahr 2005 wurden die Beiträge in der PKVkurz fürPrivate Krankenversicherung im Schnitt um 3,1 Prozent pro Jahr erhöht. Deshalb könne sie zur existenzbedrohenden Kostenfalle werden, warnt Bönisch. Denn im Gegensatz zur GKVkurz fürGesetzliche Krankenversicherung hängen die Tarife nicht vom Einkommen ab, sondern von Leistungen, Alter und Gesundheitszustand. Jüngere Menschen zahlen zwar weniger, aber im Alter können die Kosten so stark ansteigen, dass sie etwa für privat versicherte Angestellte und Selbstständige kaum noch zu bezahlen sind.

Der PKVkurz fürPrivate Krankenversicherung beitreten können Beamtinnen und Beamte, Selbstständige sowie Angestellte, wenn sie mindestens 73 800 Euro pro Jahr verdienen. Die Versicherungen suchen sich ihre Kundinnen und Kunden aber aus. Wer etwa an Diabetes, Depressionen oder Krebs erkrankt ist, hat wenig Chancen, versichert zu werden. Oder es werden hohe Risikozuschläge fällig und Leistungen ausgeschlossen.

Info

Auf der Externer Link:Website der Stiftung Warentest finden Interessierte Infos rund um die PKVkurz fürPrivate Krankenversicherung. Dort kann auch der Test kostenpflichtig heruntergeladen werden.