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Wohnungsnot im Alter droht

Von: Dr. Bettina Schubarth

In Deutschland fehlen heute schon 2,2 Millionen altersgerechte Wohnungen. Zudem kämpfen immer mehr Rentnerinnen und Rentner mit hohen Ausgaben für Miete und Wohnen. Das Pestel-Institut warnt vor einer „grauen Wohnungsnot“.
 

Senior mit Schirmmütze und Sonnenbrille hält ein Schild in beiden Händen, auf dem steht "Altersgerechtes Wohnen"
© IMAGO / Panthermedia

Mangelnde Barrierefreiheit und hohe Mieten kommen auf künftige Rentnergeneration zu

Im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel hat das Pestel-Institut eine Studie zur Wohnsituation älterer Menschen durchgeführt. Nur 600.000 Rentnerhaushalte sind barrierefrei ausgestattet, also ohne Treppen erreichbar, für die Nutzung von Rollstuhl oder Gehhilfen geeignet und mit einem schwellenlosen Zugang zur Dusche versehen.

Der Bedarf an solchen Wohnungen ist viel größer. Bereits heute fehlen 2,2 Millionen altersgerechte Wohnungen. Durch das Hineinwachsen der sogenannten „Babyboomer“ ins Rentenalter wird die Nachfrage enorm steigen. Das Pestel-Forschungsteam schätzt, dass 2040 bereits 3,3 Millionen barrierefreier Wohnungen nötig sind, damit ältere Menschen so lange wie möglich selbstbestimmt zu Hause leben können.

Bei ihren Berechnungen geht das Institut davon aus, dass etwa ein Viertel der Seniorenhaushalte wegen der gesundheitlichen Situation der Haushaltsangehörigen in einer mindestens barrierearmen Umgebung leben müsste. Die heute 50- bis 65-Jährigen sind gesundheitlich meist noch wenig eingeschränkt und leben oft in älterem Immobilienbestand. Bis 2040 werden sie also wesentlich mehr barrierearme Wohnungen benötigen als bis dahin wieder freigeworden sind. Auf diese Herausforderung seien der Immobilienmarkt und auch die Wohnungspolitik absolut nicht vorbereitet.

Dieser Aspekt verschärft die ohnehin schon vorhandene Wohnungsnot. Bezahlbaren Wohnraum zu finden, ist heute für immer mehr Menschen ein Problem. Auch ein Durchschnittseinkommen genügt in vielen Regionen Deutschlands nicht mehr, um eine angemessene Wohnung bezahlen zu können. Gleichzeitig stagniert der Wohnungsneubau. Wurden 1996 noch 600.000 Wohnungen fertig gestellt, waren es 2022 nur etwa 280.000.

Komfort ist teuer

In neu gebauten oder sanierten Wohnhäusern werden öfter Merkmale der Barrierefreiheit berücksichtigt, wie etwa ein schwellenloses Bad oder Aufzüge in höhere Stockwerke. Das hat aber seinen Preis: „Barrierefreiheit ist Komfort, und Komfort wird über den Preis und nicht über das Alter erkauft“, stellt die Pestel-Studie klar.

Für den Mikrozensus wurden über 65-Jährige nach der Barrierefreiheit in ihrem Zuhause befragt. 2018 hielten zwölf Prozent ihre Wohnung für barrierefrei, 2022 mit 16 Prozent etwas mehr. Doch der Anstieg geht viel zu langsam. Zudem können Ältere oft wegen geringerer Einkommen seltener so ein Wohnumfeld beziehen.

Generell überhitzt der Mietmarkt in vielen Ballungsräumen schon seit Jahren, weil immer mehr Wohnungen aus der Sozialwohnungsbindung fallen. Letzteres betrifft viele langjährige Mieterinnen und Mieter der Babyboomer-Generation. Zugleich ist der öffentlich geförderte Wohnungsbau deutlich heruntergefahren worden. Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs wird das Wohnen durch eine enorme Steigerung der Energie- und Heizkosten noch teurer.

Der Leiter des Pestel-Instituts Matthias Günther warnte bei der Vorstellung der Studie im April, dass künftig zwei Drittel der Seniorenhaushalte, die zur Miete wohnen, die steigenden Wohnkosten nur schwer oder gar nicht mehr finanzieren könnten und deshalb deutlich mehr Menschen als heute auf Sozialleistungen im Alter angewiesen sein werden. Doch auch Seniorinnen und Senioren, die im Eigentum leben, liegen heute zu fast 20 Prozent unter der Armutsgefährdungsschwelle und wohnen zudem in Häusern älterer Baujahre. Für altersgerechte oder gesetzlich geforderte Modernisierungsmaßnahmen fehlen die Rücklagen.

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