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Wie werden Apotheken zukunftssicher?

Von: Lisa John

Die Bundesregierung strebt eine Apothekenreform an, die demnächst im Bundeskabinett beraten werden soll. Für den VdK geht aus dem ersten Entwurf hervor: Die Reform geht nicht weit genug.

Ein Mitarbeiter einer Apotheke im weißen Arbeitskittel spricht mit einer älteren Frau über ein Medikament, dessen Packung er in der Hand hält.
Beratung in Gefahr? Der VdK bewertet die Apothekenreform teils positiv, teils kritisch. Zu einer Gefährdung der Sicherheit und Beratungsmöglichkeit von Patientinnen und Patienten darf es keinesfalls kommen. © IMAGO / Westend61

VdK: Infrastruktur unbedingt aufrechterhalten

Angesichts der schrumpfenden Zahl an Apotheken sieht die Regierung dringend Handlungsbedarf. Schon jetzt werden viele Apotheken geschlossen, wenn die Inhaberin oder der Inhaber in den Ruhestand geht, weil sich keine Nachfolgerin oder kein Nachfolger findet. Besonders in ländlichen Gebieten, wo die Dichte an Apotheken gering ist, ist das ein großes Problem.

„Die Apotheken-Infrastruktur muss unbedingt aufrechterhalten bleiben“, sagt VdK-Präsidentin Verena Bentele. Für viele VdK-Mitglieder sind Apotheken nicht nur für den Arzneimittelbezug wichtig, sondern auch bei Fragen zu Wechsel- und Nebenwirkungen von Medikamenten, als Anlaufstelle bei ersten Symptomen einer Krankheit oder als Hilfe beim Zurechtfinden im Gesundheitssystem.

Aus diesem Grund sieht der VdK auch kritisch, dass die Reform vorsieht, dass Apothekerinnen und Apotheker, also die Betreiber einer Apotheke, nur noch acht Stunden pro Woche in einer Apotheke anwesend sein müssen. Im schlimmsten Fall kann es dazu kommen, dass an bis zu fünf Arbeitstagen in der Woche keine approbierte Fachkraft vor Ort ist.

Reform kann nur ein erster Aufschlag sein

Es stellt sich dann die Frage, wer in dieser Zeit die Verantwortung trägt und zu schwierigen Fragen berät. Außerdem gibt es Verschreibungen, die nur von Apothekerinnen und Apothekern überprüft und abgegeben werden dürfen. Auch Öffnungszeiten sollen deutlich eingeschränkt werden dürfen. „Der VdK sieht darin eine Gefährdung der Sicherheit und Beratungsmöglichkeit von Patientinnen und Patienten“, sagt Bentele.

Als gut bewertet der VdK die Idee der Reform, dass Patientinnen und Patienten in Apotheken künftig auf bestimmte Infektionskrankheiten getestet und, neben der Covid- und Grippeschutzimpfung, mit Totimpfstoffen geimpft werden können. Der VdK unterstützt außerdem, dass Apothekerinnen und Apotheker mehr und einfacher Zweigapotheken eröffnen können. Auch die Ausweitung von Onlineberatungen sei sinnvoll, so Bentele, dürfe aber nicht den persönlichen Austausch gänzlich ersetzen.

„Die Apothekenreform der Bundesregierung kann nur ein erster Aufschlag sein“, sagt Bentele. Aus VdK-Sicht fehlen viele Punkte, die eine gelungene Reform umfassen müsste. Das Netz der öffentlichen Apotheken sollte zum Beispiel genutzt werden, um sie zu Wegweisern im Gesundheitssystem auszubauen. So könnte der Gedanke der Gesundheitskioske, der im Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) gestrichen worden ist, wieder aufgenommen werden. Bentele sagt: „Das Fachwissen von Apothekerinnen und Apothekern muss für eine gute Versorgung vor Ort genutzt werden und reicht über die reine Abgabe von Medikamenten hinaus.“
 

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