Wie Demenzkranke so lange wie möglich eigenständig leben können
Die Pflege von demenzkranken Menschen ist eine große Herausforderung. Oft kommen die Betroffenen mit neuen Situationen nicht zurecht, sind verunsichert, frustriert oder werden aggressiv. Ellen Nickel von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft gibt Tipps, die den Alltag erleichtern.
Sicherheit und Orientierung schaffen
Zum Krankheitsbild einer Demenzerkrankung gehören Gedächtnis- und Orientierungsstörungen, Sprachschwierigkeiten, ein eingeschränktes Denk- und Urteilsvermögen sowie Persönlichkeitsveränderungen. Im Verlauf der Erkrankung nehmen diese Beeinträchtigungen zu und machen die Bewältigung des Alltags immer schwieriger. Wie ausgeprägt die Störungen sind, ist individuell verschieden.
Hoher Druck
“Die meisten Angehörigen befürchten, dass etwas auf dem Herd vergessen wird und das Haus abbrennt“
, sagt die Psychologin Ellen Nickel. Sie berät Ratsuchende am Alzheimer-Telefon und weiß, dass auf den Familienmitgliedern ein hoher Druck lastet. Viele Sorgen seien jedoch unbegründet: ”Man sollte nachfragen, ob die oder der Betroffene überhaupt noch für sich kocht“
, rät sie. Ebenso empfiehlt sie, tägliche Gewohnheiten abzufragen, um mögliche Gefahrenquellen abschätzen zu können.
Demenzkranke haben oft Schwierigkeiten mit der Orientierung und finden nach einem Spaziergang nicht wieder zurück nach Hause. “Hier lässt sich einiges dagegen tun, beispielsweise, indem man abends die Tür abschließt”
, beruhigt Nickel. Ein GPS-Ortungssystem, etwa versteckt in einer Armbanduhr, erleichtert es, Betroffene wiederzufinden, wenn sie sich verlaufen haben.
Die Demenz-Expertin beschreibt weitere typische Situationen, auf die sich Angehörige vorbereiten können: Bei gemeinsamen Ausflügen sollte man vertraute Strecken einschlagen, da Veränderungen irritieren. Ebenso sollten laute, stark belebte Orte gemieden werden, weil das überfordern kann. Viele Demenzkranke haben ein großes Bedürfnis nach Bewegung oder das Gefühl, an einem bestimmten Ort dringend etwas erledigen zu müssen. Manchmal ist das abhängig von der Tageszeit. Das lässt sich gut nutzen, um einen Spaziergang in den Tagesablauf zu integrieren.
Routinen und Rituale
Mit Veränderungen und ungewohnten Situationen kommen Demenzkranke meist nicht gut zurecht. Deshalb empfiehlt es sich, Routinen und Rituale beizubehalten und die Woche zu strukturieren. "Man sollte die Betroffenen möglichst viel selber machen lassen und sie dabei begleiten“
, rät Nickel. Immer wiederkehrende Abläufe zu bestimmten Zeiten geben Sicherheit. Beispielsweise kann ein Wochenplan erstellt werden, in dem regelmäßige Termine und Erinnerungen eingetragen werden.
Auch feste Plätze für wichtige Gegenstände erleichtern die Selbstständigkeit, beispielsweise für den Hausschlüssel, das Portemonnaie oder die Brille. Notizzettel eignen sich nicht, um an einen Termin zu erinnern.. "Besser ist es, die oder den Betroffenen an diesem Tag anzurufen“
, so Nickel.
Damit die Eigenständigkeit möglichst lange erhalten bleibt, sollte der Haushalt übersichtlich gestaltet werden. Etwa, indem man Schränke ausmistet und überflüssige und unnötige Gegenstände aussortiert. Je nach Jahreszeit sollte der Kleiderschrank geräumt werden. Zu leichte oder zu warme Kleidungsstücke können beispielsweise im Keller gelagert werden.
"Sorgen Sie gemeinsam mit der oder dem Betroffenen für Übersicht“
, empfiehlt Nickel. Sollte das nicht gelingen, könne man auch heimlich umräumen. Für Orientierung sorgen zusätzlich Beschriftungen an Schränken und Schubladen sowie Türen mit Glaseinsätzen.
Demenzkranke können Gefahrenquellen nicht mehr erkennen. Deshalb muss die Wohnung sicher gemacht werden. Dazu gehört, Stolperfallen wie lose Teppiche oder herumliegende Kabel zu entfernen, für gute Beleuchtung zu sorgen und giftige Pflanzen zu entfernen. Gefährliche Stoffe wie Putzmittel sollten weggeschlossen werden.