Kategorie Aktuelle Meldung Frauen Gleichberechtigung

Trotz Arbeit: Viele Frauen finanziell abhängig vom Partner oder von Sozialleistungen

Von: Kristin Enge

53 Prozent der arbeitenden Frauen können mit ihrem Einkommen nicht langfristig für sich selbst vorsorgen. Müssen sie für sich und ein Kind aufkommen, sind es sogar 70 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt der DGBkurz fürDeutscher Gewerkschaftsbund in einer aktuellen Studie.

Ein Kleinkind im Vordergrund, im Hintergrund ein junge Frau, die am Boden sitzt und den Kopf erschöpft in die Hand gestützt hat
© IMAGO / Photothek / Ute Grabowsky

Frauen unterbrechen häufig die Erwerbsarbeit

Konkret bedeutet das, dass diese Frauen, wenn sie arbeitslos oder arbeitsunfähig werden, Elterngeld, Kurzarbeitergeld oder eine Rente erhalten, finanziell nicht über die Runden kommen, Externer Link:so die DGB-Studie. Denn die soziale Absicherung bemisst sich an der Dauer der eigenen Erwerbstätigkeit und der Höhe des eigenen Erwerbseinkommens.

Mit der Familiengründung unterbrechen Frauen sehr häufig ihre Erwerbsarbeit oder reduzieren Stunden, weil sie die Haus- und Sorgearbeit übernehmen. Partner oder Ehemänner arbeiten weiter, weil sie meist über ein höheres Einkommen verfügen. Laut Externer Link:Väterreport 2023 ist bei 26 Prozent der Paare mit minderjährigen Kindern ausschließlich der Mann erwerbstätig. Bei 44 Prozent ist der Mann in Vollzeit und die Frau in Teilzeit beschäftigt.

Alleinerziehende Mütter besonders armutgefährdet

Doch Arbeit in Teilzeit und Unterbrechungen der Tätigkeit beeinträchtigen oft die beruflichen Aufstiegschancen von Frauen. Sie verdienen zudem pro Stunde im Schnitt fast ein Fünftel weniger als Männer. Dies führt dazu, dass viele Frauen über alle Lebensphasen hinweg finanziell von einem Partner oder Ehemann abhängig sind. 

Erkrankt der Partner als Versorger der Familie, wird arbeitslos oder erwerbsunfähig, kann dies zu ernsten finanziellen Schwierigkeiten führen, so die DGBkurz fürDeutscher Gewerkschaftsbund-Studie. Auch wenn die Beziehung endet, erhöht sich das Armutsrisiko der betroffenen Frauen erheblich.

Besonders prekär ist die Lage bei Externer Link:alleinerziehenden Müttern. Sie können durch den Mangel an Betreuungsplätzen oft nur wenige Stunden in der Woche arbeiten. Eine Externer Link:Untersuchung der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2021 ergab, dass mehr als jede sechste erwerbstätige Alleinerziehende auf Bürgergeld angewiesen ist. Häufig armutsgefährdet sind auch Frauen, die nach langer Ehedauer geschieden werden oder deren Partner verstirbt.

Gleiche Löhne und Gerechtigkeit bei der Sorgearbeit

Haus- und Sorgearbeit sind in einer Gesellschaft unverzichtbar. „Aber Frauen müssen mehr in ihre eigene finanzielle Sicherheit investieren können. Die Politik muss hierfür die Voraussetzungen schaffen“, fordert VdK-Präsidentin Verena Bentele.

Deshalb muss etwa das Betreuungsangebot für Kinder massiv ausgebaut werden. Sorgearbeit sollte gerecht zwischen Männern und Frauen verteilt werden, und sie sollten gleiche Löhne erhalten. Typische Frauenberufe müssen endlich aufgewertet werden. Alle Maßnahmen, die dafür sorgen, dass Frauen erwerbstätig sein können und fair bezahlt werden, tragen letztendlich auch dazu bei, dass sie im Alter von ihrer Rente leben können.

Mehr zur DGB-Studie

Mehr Informationen zur Studie gibt es hier auf der Website des DGBkurz fürDeutscher Gewerkschaftsbund (Download als PDF am Fuß der Seite):

Externer Link:Eigenständige Existenzsicherung: Neue Zahlen zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit von Frauen in Deutschland