VdK-Mitglieder erfolgreich bei wunderbaren Paralympics
Endspurt bei den Paralympics in Paris: Noch bis Sonntag kämpfen die Sportlerinnen und Sportler mit Behinderung um Gold, Silber und Bronze. Die Begeisterung über die Spiele in der Stadt der Liebe ist groß, und drei VdK-Mitglieder konnten Medaillen gewinnen.
Thomas Schmidberger wird für Silber bejubelt
Ein paar Momente verharrte Thomas Schmidberger noch an der Spielfeldumrandung bei seinem Trainer Hannes Doesseler. Die Enttäuschung, wieder ein Finale der Paralympics gegen seinen chinesischen Dauerrivalen Panfeng Feng verloren zu haben, war ihm anzusehen. In 0:3-Sätzen unterlag der im niederbayerischen Zwiesel geborene Rollstuhltischtennisspieler.
Doch dann verließ er das Spielfeld, rollte Richtung Publikum, machte eine Ehrenrunde, klatschte den tausenden Menschen in der Halle zu, verbeugte sich und lächelte. Die Zuschauerinnen und Zuschauer applaudierten ihm lautstark, wie sie es schon während des Spiels gemacht haben, und Schmidberger, der schon seit langem dem Sozialverband VdK angehört, genoss die Anerkennung sichtlich, gab Autogramme, bevor er die Spielstätte verließ, um sich für die Siegerehrung bereitzumachen.
Als er einige Minuten später die Silbermedaille umgehängt bekam, freute sich der 32-Jährige, reckte die rechte Faust in die Höhe und schaute glücklich ins Publikum. Nachdem er zuvor souverän und mit schnellen Siegen durch das Einzelturnier geeilt war, stand er zum dritten Mal hintereinander im Finale der Paralympics und gewann seine insgesamt sechste Medaille bei vier Sommerspielen. Am vergangenen Samstag hatte er mit seinem Partner Valentin Baus zusammen schon die Silbermedaille im Doppelwettbewerb errungen. Auch dort konnte ihn nur Feng und dessen Mitspieler Ningning Cao schlagen.
„Ich hatte kein leichtes Jahr in der Vorbereitung. Da gab es Phasen: Wenn mir da jemand gesagt hätte, dass ich mit zwei Medaillen aus Paris abreise, hätte ich die Leute für verrückt erklärt. Jetzt stehe ich hier mit zweimal Silber und bin super zufrieden“
, sagte er nach der Siegerehrung. Die Stimmung in der Halle hat ihn begeistert, deswegen sei es auch eine „Selbstverständlichkeit“
, sich auf seine Weise zu bedanken.
Michael Teuber freut sich über Silber
Deutlich schneller über seine Medaille hat sich Radsportler Michael Teuber gefreut. Bereits kurz nach der Zieleinfahrt war er bester Laune. Denn er wusste, ein gutes Zeitfahren abgeliefert zu haben, und ein Platz auf dem Podium zeichnete sich bereits bei der Zwischenzeit bei 5,8 Kilometern ab. Jetzt war für das VdK-Mitglied, der seit einem schweren Autounfall 1987 inkomplett querschnittsgelähmt ist, nur noch die Frage, was die beiden härtesten Konkurrenten machten: Der Spanier Ricardo Ten Argiles legte die 14,1 Kilometer lange Strecke in Clichy-sous-bois im Osten von Paris in 20:39,53 Minuten zurück. Damit gewann er mit deutlichem Vorsprung Gold. Spannender machte es der Pole Zbigniew Maciejewski. Dieser blieb am Ende nur acht Zehntelsekunden hinter Teuber. Entsprechend groß war die Freude beim 56-Jährigen Oberbayern: Silber.
Damit gewann der 20-malige Weltmeister bei seiner siebten paralympischen Teilnahme seine achte Medaille. „Mega!“
, so Teuber zu dem Erfolg bei Paris 2024. „Super happy“
sei er. Die ganzen Anstrengungen der vergangenen Monate haben sich ausgezahlt. Vor einem halben Jahr hatte er noch einen schweren Trainingsunfall, musste operiert werden, verlor entsprechend Kraft, Kondition und Trainingszeit. Nach der Genesung kniete sich wieder rein, trainierte ohne Ende, ging ins Höhentrainingslager, fernab von seinen Liebsten. Umso schöner war es für ihn, dass seine Familie auch in Paris war, ihn an der Strecke unterstützte, zujubelte, und dabei ein selbst gebasteltes Pappschild mit Porträtfoto von ihm in die Höhe hielt, wie es die Franzosen bei ihren Sportlerinnen und Sportlern in den Arenen immer machen. Alle freuten sich riesig: seine Frau Susanne Teuber, seine Tochter Marieann, sein Vater Peter Teuber sowie sein Bruder Christian Teuber mit Tochter Josefine.
Maximilian Jäger glücklich bei seinen ersten Paralympics
Immer wieder sagten die Athletinnen und Athleten, wie schön es ist, dass so viele Freunde und Familienangehörige in Paris dabei sind, vor allem nach den Corona-Spielen in Tokio, wo kein Publikum erlaubt war. Für den 24-jährigen Maximilian Jäger, der ebenfalls dem Sozialverband VdK angehört, war es auch schön, seine Liebsten dabei zu haben. Schon vor seiner Geburt hatte Jäger einen Schlaganfall und hat deshalb eine halbseitige Spastik – ist also am linken Arm und Bein teilweise gelähmt. Beim Zeitfahren in Clichy-sous-Bois wurde er Achter. „Ich bin mehr als zufrieden“
, sagte er. „Es waren meine ersten Paralympics und mehr ging nicht.“
Im vergangenen Jahr wurde er Weltmeister. In Paris hatte er jedoch von vornherein kaum Chancen. Denn bei den Paralympics gibt es weniger Startklassen, und so fährt Jäger gegen Fahrer, die weniger Einschränkungen haben als er.
Anja Renner gewinnt Bronze im Triathlon
Für Anja Renner, sehbehinderte Triathletin, waren es ebenfalls die ersten paralympischen Sommerspiele, und die wurden gleich mit einer Medaille gekrönt. Zusammen mit Maria Paulig, die sie beim Schwimmen, beim Radfahren auf dem Tandem und beim Laufen begleitet, wurde sie Dritte und freute sich darüber sehr. „Meine Bronzemedaille macht mich unheimlich stolz“
, sagte die 38-Jährige im Video-Interview mit dem VdK. „Ich bin so dankbar, dass ich an den Paralympics teilnehmen durfte.“
Und dass sie noch aufs Siegerpodium kam, sei einfach nur wunderschön.
Die in Neuburg an der Donau geborenen Renner leidet seit einiger Zeit an einer Augenerkrankung, bei der sie immer mehr die Sehkraft verliert. Mittlerweile sieht sie nur noch zehn Prozent. Nur noch, was direkt vor ihr ist, kann sie schemenhaft sehen. Als sie wegen der Erkrankung ihren Beruf aufgeben musste, las sie das Buch von VdK-Präsidentin Verena Bentele „Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser“
las. Dies spornte sie an, auch Sport zu treiben. Sie sprach mit ihrem damaligen Freund und jetztigen Ehemann. Da dieser Triathlon macht, lag es nahe, diesen Sport zu machen, auch wenn dieser besonders aufwändig ist, da er ja aus drei Einzelsportarten besteht.
Sie machte dies hervorragend und wurde im vergangenen Vierte bei den Welt- und Fünfte bei den Europameisterschaften. Mit dem dritten Platz bei den Paralympics hat sie dies nun getoppt. Von Paris und den Spielen ist sie wie fast jeden, den man fragt, begeistert. An der Strecke sei sie ständig angefeuert worden, sagte sie.
Begeisterung in der Stadt der Liebe
Großartige Stimmung und hervorragender Sport prägten alle Tage der Paralympischen Sommerspiele in Paris. Überall an den Sportstätten feierten die Zuschauerinnen und Zuschauer die Athletinnen und Athleten, ob beim Blindenfußball vor dem Eiffelturm, in der Schwimmhalle, beim Badminton, beim Rollstuhlrugby oder Tischtennis. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war ebenfalls an den ersten beiden Tagen in Paris. Bei einem Empfang im Deutschen Haus sprach er von einer großartigen Eröffnung. An diesem Abend traf er auch VdK-Präsidentin Verena Bentele, die ebenfalls von den Paralympics begeistert ist.
Besonders laut wird es in den Arenen natürlich, wenn französische Sportlerinnen und Sportler antreten. Dann halten sich manche sogar die Ohren zu. Doch die Paralympics zeichnen sich auch durch große Fairness aus. Jede Siegerin und jeder Sieger wird am Ende gefeiert. Den Respekt vor der Leistung des anderen zollen sich auch regelmäßig die Sportlerinnen und Sportler. Immer wieder herzen sich die Gegner nach einer harten Auseinandersetzung. So stellten sich auch Thomas Schmidberger und Panfeng Feng nach dem Finale nebeneinander hin, streckten die Oberkörper zur Seite und umarmten sich.