VdK-Befragung zum Arbeiten im Rentenalter: Knapp ein Drittel fürchtet Altersarmut
Fast jeder Zweite über 50 Jahre kann sich vorstellen, neben der Rente zu arbeiten. Aber: Knapp ein Drittel davon gibt als Grund an, dass das Geld im Ruhestand nicht reicht. Das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag des VdK.
Arbeiten in der Rente: Hintergrund
Seit der Anhebung beziehungsweise Externer Link:Abschaffung der Hinzuverdienstgrenzen bei vorgezogenen Altersrenten gibt es eine neue öffentliche Debatte um das Verhältnis von Erwerbsarbeit und Rente und um flexible Übergänge in den Ruhestand.
Noch arbeiten sehr wenige Ältere neben dem Rentenbezug und wenn, dann hauptsächlich in einem Minijob. Vor der Regelaltersgrenze sind es 245.800 Menschen, davon 175.000 in einem Minijob. Nach der Regelaltersgrenze sind es 1,1 Millionen Ältere, davon arbeiten 888.400 in einem Minijob.
Die Bundesregierung hat durch drei Vorschläge in ihrer Wachstumsinitiative eine Debatte um das Arbeiten nach der Regelaltersgrenze ausgelöst, die nichts an den Rahmenbedingungen ändern will, aber neue und zusätzliche Anreize setzen soll. Mit den drei Vorschlägen – Auszahlung des Arbeitgeberbeitrags, der Rentenaufschubprämie und einem zusätzlichen Erwerbstätigenfreibetrag für Witwen – soll das Arbeiten für Ältere und Hinterbliebene attraktiver gemacht werden.
VdK-Umfrage zum Arbeiten in der Rente
Der VdK wollte es genauer wissen: Wer kann sich vorstellen neben der Rente zu arbeiten? Und bei denjenigen, die es sich vorstellen können: Welches sind die Hauptmotive für Arbeiten im Rentenalter?
Befragt wurden 2500 Menschen über 50 Jahre über das Meinungsforschungsinstitut Civey. Mehr zur Stichprobe finden Sie weiter unten auf dieser Seite.
Können Sie sich grundsätzlich vorstellen, in Ihrer Rente zu arbeiten?
Insgesamt können sich knapp 50 % der Befragten vorstellen, neben der Rente weiterzuarbeiten und knapp 8 % tun dies bereits.
Knapp 40 % können es sich nicht vorstellen und knapp 7 % gaben an, es nicht zu wissen.
Die Befragten, die angegeben hatten, dass sie sich ein Weiterarbeiten neben der Rente vorstellen können, wurden in einer zweiten Frage nach ihren Beweggründen gefragt:
Aus welchen Gründen arbeiten Sie / würden Sie auch in Ihrer Rente arbeiten?
Hier waren Mehrfachantworten möglich. Dabei gab etwa jeder Dritte an, dass die Rente nicht ausreichend ist:
Starke Unterschiede zeigen sich in den Gründen für das Weiterarbeiten in der Rente, wenn man sich die Gruppen der Befragten näher anschaut.
Während Arbeiterinnen und Arbeiter (50,4 %), Geschiedene (46,7 %) und Menschen mit Kindern im Haushalt (40,7%) überdurchschnittlich oft die niedrige Rentenhöhe als Grund angeben, wurde dieser Grund auffallend selten von Beamtinnen und Beamten (10,2 %), Angestellten (30,5 %) und Menschen mit hohem Bildungsabschluss (27,1 %) genannt.
Gründe nach beruflicher Stellung aufgeschlüsselt
Sichtbare Unterschiede zeigen sich auch zwischen Ost und West: Während in den ehemaligen DDR-Bundesländern 37,1 % der Menschen angeben, wegen unzureichender Rentenhöhe im Ruhestand arbeiten zu müssen, sind es im ehemaligen Bundesgebiet nur 29,3 %:
Osten / Neue Bundesländer
Westen / Alte Bundesländer
Freude an der Arbeit stand hingegen vor allem bei Akademikerinnen und Akademikern (70,8 %), Selbständigen (70,8 %) und Beamtinnen und Beamten (64,4%) als Grund im Vordergrund, über den Ruhestand hinaus zu arbeiten. Bei Arbeiterinnen und Arbeitern (38,1%) und Menschen mit Hauptschulabschluss oder ohne Ausbildung (44,3 %) tritt der Spaß an der Arbeit hingegen deutlich in den Hintergrund.
Gründe bei Selbstständigen
Gründe nach Schulbildung aufgeschlüsselt
Was bedeuten die Ergebnisse?
Die Ergebnisse der Befragung bestätigen die Annahme des VdK, dass die Möglichkeit, neben der Rente zu arbeiten, ungleich verteilt ist: Auf der einen Seite die, die einen hohen Bildungsabschluss und eine Arbeit haben, die gut bezahlt und mit weniger körperlicher Belastung verbunden ist. Und auf der anderen Seite Menschen, die durch ihren niedrigen Abschluss keine gut bezahlten Jobs haben und auf das Weiterarbeiten nach der Rente angewiesen sind.
Verloren hat dann, wer das etwa wegen Krankheit, Pflege von Angehörigen oder körperlich schwerer Arbeit nicht kann. Es zeichnet sich eine Spaltung der älteren Menschen ab in die gut qualifizierten und gesunden Fachkräfte, die weiterarbeiten können und die Rente als Zusatzeinkommen beziehen, und denjenigen, die das nicht schaffen oder können und auf eine niedrige Rente angewiesen bleiben.
Was fordert der VdK?
Der VdK fordert eine reformierte Externer Link:Grundrente, eine höhere Externer Link:Erwerbsminderungsrente und mehr Rente für Externer Link:pflegende Angehörige. Die Regierung muss dafür sorgen, dass alle Menschen nach Eintritt in das Rentenalter eine gute und sichere Rente haben. Weiterarbeiten sollten nur die, die es auch wirklich wollen. Altersarmut darf nicht zum eigenen Versagen werden.
Wer im Alter nicht mehr arbeiten kann, wird derzeit doppelt benachteiligt: durch Abschläge wegen eines früheren Renteneintritts oder Erwerbsminderung und, weil die Vergünstigungen von Rentenbezug und parallelem Erwerbseinkommen nicht in Anspruch genommen werden können.
Statt Rentnerinnen und Rentner mit hohen Abschlägen zu zwingen, länger zu arbeiten, sollten an erster Stelle Arbeitgeber überlegen, wie sie längeres Arbeiten ermöglichen können. Es braucht altersgerechte Arbeitsplätze, attraktive Arbeitszeitmodelle, guten Arbeitsschutz, betriebliche Gesundheitsförderung, gute Löhne sowie kontinuierliche Weiterbildungen.
Zur Pressemitteilung
Methodik
Befragungszeitraum: 01.08. bis 07.08.2024
Befragte Grundgesamtheit: Bundesdeutsche Gesamtbevölkerung ab 50 Jahren
Stichprobengröße: 2500
Statistischer Fehler: 7,2 bis 8,9 % (Gesamtergebnis)