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VdK-Umfrage zeigt: Soziale Themen kommen im Wahlkampf zu kurz
Der Sozialverband VdK kritisiert, dass soziale Themen in diesem Wahlkampf nur eine untergeordnete Rolle spielen. Das sieht auch eine große Mehrheit der Menschen in Deutschland so, wie eine aktuelle repräsentative Umfrage im Auftrag des VdK zeigt.
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Soziale Themen: Zu viel oder zu wenig?
Am 23. Februar wird ein neuer Bundestag gewählt. Da die Wahl vorgezogen wurde, wird der Wahlkampf besonders hitzig geführt. Welche Themen wurden bisher von Parteien besonders in den Fokus gerückt – und welche nicht?
Der Sozialverband VdK beobachtet, dass über die Themen, die die Menschen wirklich bewegen, in diesem Wahlkampf bislang viel zu wenig gesprochen wurde. Dazu zählen sichere und ausreichend hohe Renten, ein funktionierendes und bezahlbares Gesundheits- und Pflegesystem, der Kampf gegen Armut und die Umsetzung von Teilhabe für alle Menschen.
Teilen die Menschen in Deutschland diese Beobachtung? Der VdK hat eine repräsentative Umfrage über das Meinungsforschungsinstitut Civey durchführen lassen und rund 5000 Menschen gefragt:
“Werden soziale Themen (z. B. Kinderarmut, Rente, Pflege) Ihrer Meinung nach im aktuellen Bundestagswahlkampf eher zu viel oder eher zu wenig behandelt?”
Die Ergebnisse lesen Sie auf dieser Seite.
Ergebnisse der Befragung
Auswertung: Gesamtergebnis
Über 72 Prozent der Befragten finden, dass soziale Themen in diesem Wahlkampf zu wenig behandelt werden. Sogar mehr als die Hälfte ist der Auffassung, dass sie eindeutig zu wenig stattfinden. Weniger als 15 Prozent geben an, dass soziale Themen genau richtig häufig behandelt werden. Nur zehn Prozent sagen, dass soziale Themen zu viel diskutiert werden.
In unserer interaktiven Grafik können Sie die Auswertung anpassen:
Bildbeschreibung: Die Grafik zeigt die Gesamtergebnisse der Umfrage zur Frage, ob soziale Themen wie Kinderarmut, Rente und Pflege im aktuellen Bundestagswahlkampf eher zu viel oder zu wenig behandelt werden.
- 72,2 % der Befragten meinen, dass diese Themen zu wenig behandelt werden (davon ein großer Teil "eindeutig zu wenig").
- 14,4 % finden die Gewichtung der sozialen Themen genau richtig.
- 10,0 % sind der Meinung, dass diese Themen zu viel behandelt werden (aufgeteilt in "eindeutig zu viel" und "eher zu viel").
- 3,4 % sind unentschlossen und antworteten mit "weiß nicht".
Auswertung nach Alter
Auch in der Auswertung nach Alter zeigt sich, dass in allen Altersgruppen die deutliche Mehrheit der Menschen findet, dass soziale Themen eher zu wenig oder sogar eindeutig zu wenig behandelt werden. In der Altergruppe der 18- bis 29-Jährigen ist dieses Empfinden etwas weniger stark ausgeprägt als bei den Älteren.
Erfahren Sie mehr in unserer interaktiven Grafik:
Bildbeschreibung: Das Balkendiagramm zeigt die Meinungen zur Frage, ob soziale Themen (z. B. Kinderarmut, Rente, Pflege) im aktuellen Bundestagswahlkampf zu viel oder zu wenig behandelt werden. Die Auswertung erfolgt nach Altersgruppen: 18–29, 30–39, 40–49, 50–64 und 65+.
Ergebnisse nach Altersgruppen:
- 18–29 Jahre: 39,2 % finden, dass soziale Themen eindeutig zu wenig behandelt werden, 23,4 % eher zu wenig. 16,0 % halten die Behandlung für genau richtig, 4,0 % sagen eher zu viel, 10,6 % eindeutig zu viel, 6,8 % sind unsicher.
- 30–39 Jahre: 51,1 % finden, dass soziale Themen eindeutig zu wenig behandelt werden, 17,5 % eher zu wenig. 16,4 % halten es für genau richtig, 6,2 % sagen eher zu viel, 7,2 % eindeutig zu viel.
- 40–49 Jahre: 54,4 % finden die Behandlung eindeutig zu gering, 17,7 % eher zu wenig. 12,5 % halten es für genau richtig, 4,8 % sagen eher zu viel, 6,0 % eindeutig zu viel. 4,6 % sind unsicher.
- 50–64 Jahre: 55,7 % empfinden die Behandlung als eindeutig zu wenig, 20,3 % als eher zu wenig. 13,1 % halten sie für genau richtig, 13,1 % für eher zu viel, 4,6 % für eindeutig zu viel.
- 65+ Jahre: 52,4 % finden, dass soziale Themen eindeutig zu wenig behandelt werden, 21,6 % eher zu wenig. 15,2 % sagen, es sei genau richtig, 4,4 % meinen eher zu viel, 3,9 % eindeutig zu viel.
Auswertung nach Wahlabsicht
Die Auswertung der Umfrage nach Wahlabsicht zeigt Unterschiede in der Einschätzung der 5000 Befragten: Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit der Wahlabsicht SPDkurz fürSozialdemokratische Partei Deutschlands, Grüne, Linke und BSW finden wesentlich häufiger, dass soziale Themen zu kurz kommen als Wähler/innen von CDUkurz fürChristlich Demokratische Union, FDPkurz fürFreie Demokratische Partei und AfD. Letztere gaben häufiger an, dass soziale Themen genau richtig oder zu viel behandelt werden.
Unsere interaktive Grafik zeigt die Ergebnisse:
Bildbeschreibung: Die Grafik zeigt die Ergebnisse der Umfrage zur Frage, ob soziale Themen wie Kinderarmut, Rente und Pflege im aktuellen Bundestagswahlkampf zu viel oder zu wenig behandelt werden. Die Daten sind nach der Wahlabsicht der Befragten aufgeschlüsselt.
- CDU/CSU-Wähler: 55,2 % finden die Themen unterrepräsentiert, 26,2 % halten es für genau richtig, 15,8 % für zu viel.
- SPD-Wähler: 86,0 % sagen, dass soziale Themen zu wenig behandelt werden.
- Grünen-Wähler: 87,1 % sehen eine Unterrepräsentation.
- FDP-Wähler: 55,6 % halten die Behandlung sozialer Themen für unzureichend, während 20,1 % es für überrepräsentiert halten.
- Linke-Wähler: 94,5 % sind der Meinung, dass soziale Themen zu wenig behandelt werden.
- AfD-Wähler: 71,7 % meinen, dass diese Themen zu kurz kommen, 12,7 % finden sie überrepräsentiert.
- BSW-Wähler: 92,4 % empfinden soziale Themen als zu wenig beachtet.
- Sonstige Wähler: 62,3 % sagen, dass soziale Themen zu wenig behandelt werden.
Auswertung nach beruflicher Stellung
Betrachtet man die Antworten nach beruflicher Stellung, sieht ebenfalls in allen Gruppen die Mehrheit der Menschen die sozialen Themen als unterrepräsentiert an – am stärksten die Gruppe der Arbeiter, gefolgt von den Angestellten und leitenden Angestellten. Lediglich die Gruppe der Beamten stimmt nicht mehrheitlich der Aussage zu, dass soziale Themen zu wenig behandelt werden.
Mehr Details zeigt unsere interaktive Grafik:
Bildbeschreibung: Das Balkendiagramm zeigt die Meinung zu der Frage, ob soziale Themen (z. B. Kinderarmut, Rente, Pflege) im aktuellen Bundestagswahlkampf zu viel oder zu wenig behandelt werden. Die Daten sind nach beruflicher Stellung unterteilt: Arbeiter, Angestellte, leitende Angestellte und Beamte.
- Arbeiter: 82,2 % finden, dass soziale Themen zu wenig behandelt werden, 8,7 % halten es für genau richtig, 7,5 % für zu viel.
- Angestellte: 76,2 % sagen, dass die Themen zu wenig behandelt werden, 11,6 % finden es genau richtig, 8,1 % sagen, es sei zu viel.
- Leitende Angestellte: 72,1 % finden die Behandlung zu gering, 15,1 % genau richtig, 9,4 % zu viel.
- Beamte: 49,8 % sagen, die Themen werden zu wenig behandelt, 30,1 % halten es für genau richtig, 16,4 % empfinden es als zu viel.
Was fordert der VdK zum Thema?
Der Sozialverband VdK fordert, dass in der letzten Woche des Wahlkampfes endlich soziale Themen auf den Tisch kommen müssen. Es fehlen Diskussionen um die besten politischen Konzepte, die den Sozialstaat leistungsfähig und zukunftssicher machen.
VdK-Präsidentin Verena Bentele kritisiert: "Es geht viel zu selten um ausreichend hohe Renten, ein funktionierendes und bezahlbares Gesundheits- und Pflegesystem. Ich höre von den Wahlkämpfern kaum etwas darüber, wie Armut bekämpft und eine Teilhabe aller Menschen an unserer Gesellschaft erreicht werden kann.
Dabei brauchen wir dringend gute Lösungen für eine gerechte Finanzierung unserer Sozialversicherungen, um den Sozialstaat auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Und es gibt auch vom VdK konkrete Vorschläge, wie die Sozialversicherungen zum Beispiel von der Finanzierung gesamtgesellschaftlicher Aufgaben entlastet werden können. Doch die Wahlkämpfer konzentrieren sich bislang leider eher auf andere Themen."
Für den Sozialverband VdK ist klar: Ein guter Sozialstaat hilft allen Menschen, schützt die Demokratie und ist Externer Link:finanzierbar.
VdK-Pressemitteilung zur Umfrage

Hinweise zur Methodik
Befragungszeitraum: 11.2. bis 13.2.2025
Befragte Grundgesamtheit: Bundesdeutsche Gesamtbevölkerung ab 18 Jahren (5.000)
Statistische Angaben bei Veröffentlichungen mit regionalen Ergebnissen:
Civey hat für den Sozialverband VdK vom 11.2. bis 13.2.2025 online 5.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren befragt. Die Ergebnisse auf Ebene der Bundesländer sind repräsentativ auf Basis einer modellbasierten, statistischen Methode für kleine Datenräume. Der statistische Fehler auf Ebene der Bundesländer liegt bei 4,8 Prozentpunkten. Weitere Informationen zur Methodik finden Sie hier.
Statistische Angaben bei Veröffentlichungen:
Civey hat für den Sozialverband VdK vom 11.2. bis 13.2.2025 online 5.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren befragt. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5 Prozentpunkten beim jeweiligen Gesamtergebnis. Weitere Informationen zur Methodik finden Sie Externer Link:hier.