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Streit um den Klinik-Atlas

Von: Bettina Schubarth

Der Sozialverband VdK begrüßt die unabhängige Informationsmöglichkeit für Patientinnen und Patienten, fordert aber Weiterentwicklungen beim Klinik-Atlas, der seit Mitte Mai online ist. 

Karl Lauterbach steht vor einem Display und zeigt auf Grafiken des neuen Klinik-Atlas
Karl Lauterbach, Bundesminister für Gesundheit, bei der Vorstellung des neuen Bundesklinikatlas in der Bundespressekonferenz am 17. Mai 2024 in Berlin. © IMAGO / Political-Moments

Holperiger Start für den Klinik-Atlas

Seit dem 17. Mai ist der Externer Link:Bundes-Klinik-Atlas online. Das neue Suchportal des Bundesgesundheitsministeriums soll eine unabhängige Informationsquelle für Patientinnen und Patienten sein, um die für sie besten Behandlungsmöglichkeiten für Therapien und Operationen zu finden. Der Start war holprig und von Kritik begleitet. VdK-Präsidentin Verena Bentele plädiert dennoch für eine Fortentwicklung des Portals. 

Wegen angeblich falscher Daten hatte insbesondere die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKGkurz fürDeutsche Krankenhausgesellschaft) schon bald nach dem 17. Mai die Abschaltung des Portals gefordert. Die DKGkurz fürDeutsche Krankenhausgesellschaft verweist alternativ auf das seit 2002 von ihr betriebene „Deutsche Krankenhausverzeichnis“, das bessere Daten liefere.

VdK: Debatte versachlichen

VdK-Präsidentin Verena Bentele steht jedoch weiterhin hinter dem neuen Klinik-Atlas: „Patientinnen und Patienten haben ein Recht auf die Unabhängigkeit der Daten. Diese ist beim Deutschen Krankenhausverzeichnis nicht gewährleistet.“ Die Daten im Klinik-Atlas stammen vom Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEKkurz fürInstitut für das Entgeltsystem im Krankenhaus), den Landesverbänden der Krankenkassen und den Kliniken selbst. „Die DKG und die Krankenhäuser haben großen Anteil an den derzeit unzureichenden Daten im Klinik-Atlas und damit an den Startschwierigkeiten, da viele Kliniken die Aufforderung des Gesundheitsministeriums nach Aktualisierung ignoriert haben“, kritisiert Bentele. Sie bittet deshalb um eine Versachlichung der Debatte.

Offener Brief des VdK

Auch medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften haben Fehler und komplizierte Suchfunktionen bemängelt. „Ganz klar: Fehler müssen schnellstmöglich behoben, und das Portal muss nutzerfreundlicher werden. Auf gar keinen Fall darf der Eindruck entstehen, dass Patientinnen und Patienten hier Falschinformationen bekommen. Das hat der Sozialverband VdK in einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach deutlich gemacht“, betont Bentele. 

Das Bundesgesundheitsministerium wies Rufe nach Abschaltung des Klinik-Atlas zurück. Dieser sei „ein lernendes System“. Je mehr Korrekturen und Ergänzungen eingehen und die Daten entsprechend aktualisiert werden können, umso genauer und besser werde das Portal. Inzwischen gab es auf der Webseite bereits ein umfassendes Update, weitere sollen folgen.

Info: Krankenhaus-Vergleich im Bundes-Klinik-Atlas

Unter Externer Link:bundes-klinik-atlas.de  werden etwa 1700 Krankenhäuser verglichen. Wer zum Beispiel „Brustkrebs“ und eine Postleitzahl eingibt, erhält eine Ergebnisliste mit Kliniken im Umkreis. Zu jeder Klinik werden Fallzahlen aufgeführt, also wieviele Brustkrebs-Patientinnen pro Jahr behandelt werden, sowie die Zahl der Patientinnen pro Pflegekraft. Je höher die Fallzahlen, umso größer ist vermutlich die Routine in der betreffenden Klinik. Je weniger Patienten pro Pflegekraft, desto besser ist wahrscheinlich die Versorgung am Krankenbett. Dies soll bei der Suche nach der besten Versorgung helfen.