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Späterer Renteneintritt ist unsozial – Geringverdiener leben kürzer

Von: Jörg Ciszewski

Wer gut verdient, hat eine höhere Lebenserwartung und bezieht länger Rente. Dagegen sterben Menschen mit geringen Einkommen früher, wie eine DIW-Studie belegt. Eine Verschiebung des Renteneintrittsalters wäre für viele eine Rentenkürzung.

Bauarbeiter bei Sanierungsarbeiten der Fahrbahnbeläge auf der Siegtalbrücke in Siegen.
Wer körperlich hart arbeitet und wer wenig verdient, hat eine geringere Lebenserwartung.

Besonders Männer leben kürzer, wenn sie Geringverdiener sind

Das DIW Berlin hat untersucht, ob die Lebenserwartung vom Erwerbseinkommen beeinflusst wird. Legt man das individuelle Einkommen zugrunde, gibt es demnach insbesondere bei Männern mit niedrigen Einkommen einen starken Zusammenhang. Etwa 21 Prozent von ihnen haben ein doppelt so hohes Risiko, zwischen 55 und 76 Jahren zu sterben, als Männer mit den höchsten Einkommen (elf Prozent). 

Frauen unterbrechen ihre Erwerbsarbeit häufiger

Bei Frauen gibt es diesen markanten Unterschied in dieser Personengruppe nicht. Das hängt auch damit zusammen, dass Frauen häufiger die Erwerbsarbeit unterbrechen, um zu erziehen und Familienmitglieder zu pflegen.

Bei ihnen wirkt sich hingegen das Haushaltseinkommen deutlicher als das individuelle Einkommen auf die Lebenserwartung aus. Das Haushaltseinkommen umfasst neben dem eigenen auch das der Familienmitglieder. Bei Frauen mit den höchsten Haushaltseinkommen ist das Sterberisiko vier Prozent geringer als bei jenen mit den kleinsten Haushaltseinkommen.

VdK-Studie von 2022 bestätigt: Wer arm ist, lebt kürzer

Das Ergebnis der aktuellen DIW-Analyse bestätigt im Wesentlichen Erkenntnisse einer früheren DIW-Studie aus dem Jahr 2022, die der Sozialverband VdK in Auftrag gegeben hatte. Sie zeigte, dass gerade Arbeiterinnen und Arbeiter mit hoher beruflicher Belastung häufiger vor dem Renteneintritt sterben als Menschen in körperlich und psychisch weniger herausfordernden Berufen. Erreichen sie das Rentenalter, beziehen sie ihre niedrigen Renten häufig kürzer.

Aus Sicht des Sozialverbands VdK sind vor diesem Hintergrund Forderungen, das Renteneintrittsalter zu erhöhen, unsozial. Für viele Menschen mit kleinen Einkommen würde das einer enorm großen Rentenkürzung entsprechen.

Mehr zur DIW-Studie im Auftrag des VdK

Die Studie aus dem Jahr 2022 können Sie auf der Website des DIW herunterladen: 

Externer Link:Heterogene Lebenserwartung: Forschungsprojekt im Auftrag des Sozialverbands VdK Deutschland

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