Sozialverband VdK fordert ein Umdenken in der Verkehrspolitik
Jahrzehntelang dominierte ein autozentriertes Denken die deutsche Verkehrspolitik. Doch Straßen müssen die Bedürfnisse aller Menschen berücksichtigen. Der VdK fordert: Der barrierefreie Straßenausbau gesetzlich verankert werden.
Sozialverband VdK fordert ein Umdenken in der Verkehrspolitik
Nicht allein das gestiegene Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz sollte zu einem Umdenken in der Verkehrspolitik führen, ist VdK-Präsidentin Verena Bentele überzeugt: „Die Zukunft des Straßenverkehrs muss ganzheitlich gedacht werden, um die Bedürfnisse und die Sicherheit von allen Verkehrsteilnehmenden angemessen zu berücksichtigen. Schließlich sind Menschen nicht nur im Lastwagen oder in Autos auf unseren Straßen unterwegs, sondern auch zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Kinderwagen, im Rollstuhl, mit dem Blindenstock oder auf dem Tretroller.“
Aktuell werden auf Bundes- und Landesebene Änderungen im Straßenverkehrsrecht diskutiert. Unter anderem sollen Straßenverkehrsgesetz und Straßenverkehrsordnung neu gefasst werden. Eine gute Gelegenheit, um für Planung und Umgestaltung von Verkehrswegen neue Grundsätze zu verankern, findet Bentele. „20 Prozent aller Verkehrsteilnehmenden sind auf Barrierefreiheit angewiesen. Es geht um selbstbestimmte Mobilität. Der barrierefreie Ausbau von Straßenwegen muss deshalb künftig zwingend vorgeschrieben sein“, fordert die VdK-Präsidentin.
Barrierefreiheit bislang kaum gesetzlich verankert
Barrierefreiheit ist in Deutschland grundsätzlich kaum gesetzlich verankert. Also gibt es bisher noch keine einheitlichen Regelungen, die zum barrierefreien Straßenausbau verpflichten.
Ausdrücklich lobt Bentele verkehrspolitische Vorstöße einzelner Kommunen. In München werden beispielsweise Straßenübergänge nach ohnehin anstehenden Straßenbauarbeiten barrierefrei gestaltet. Die Bordsteine sind in einem Bereich für Rollstuhlfahrende komplett abgesenkt, etwas daneben aber mit einer kleinen Schwelle versehen, die für blinde Menschen wichtig ist. „Die Kosten sind überschaubar, und alle kommen gut über die Straße. Über abgesenkte Bordsteine freuen sich auch Menschen mit Kinderwägen und Einkaufstrolleys“, so Bentele.
Der Bevölkerungsanteil, der auf einen barrierefreien Ausbau der Umwelt angewiesen ist, wird angesichts des demografischen Wandels weiter steigen. Die Verkehrsinfrastruktur muss nach Meinung des VdK deshalb so geplant werden, dass sich Seniorinnen und Senioren sicher im Straßenverkehr bewegen können. Ausreichend breite, gut beleuchtete und sichere Gehwege sind dafür notwendig. „Wir wollen menschenfreundliche Straßen. Der Verkehr muss sich an den Schwächsten ausrichten“, unterstreicht Bentele. Dazu gehören auch längere Schaltzeiten für Fußgängerampeln, damit für alle die andere Straßenseite bei Grün zu erreichen ist.
„Sicherheit im Straßenverkehr muss für alle Menschen gewährleistet sein. Der Bund muss Barrierefreiheit als Ziel einer Verkehrsrechtsreform festlegen, sie dann im Gesetz verankern und schließlich mit ausreichend Fördermitteln stützen“, fasst Bentele zusammen.