Sozialen Ausgleich verstärken
Deutschland hat in seinem Kampf gegen Armut und Einkommensungleichheit nachgelassen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung (WSI).

Verlorenes Jahrzehnt im Kampf gegen Armut
Zugleich sind rund 60 Prozent der Erwerbspersonen der Ansicht, dass der Staat zu wenig gegen soziale Ungleichheit tut. Der Sozialstaat und das Steuersystem würden zwar für einen sozialen Ausgleich in Deutschland sorgen, allerdings weniger ausgeprägt als früher, so die Forschenden in ihrer Studie.
Gerade in den 2010er-Jahren hätten sich Einkommenskonzentration auf der einen Seite und Armut auf der anderen Seite weiter verstärkt, obwohl die Wirtschaft gewachsen und die Arbeitslosigkeit relativ niedrig gewesen sei. Sie bezeichnen diese Jahre als „verlorenes Jahrzehnt“
im Kampf gegen Armut und Ungleichheit in Deutschland.
Ergebnisse der Studie
In der Untersuchung wurden zudem die Daten von mehr als 7000 Erwerbspersonen ausgewertet, die nach ihrer Einstellung zum Sozialstaat und zur Ungleichheit befragt worden waren. Hier nahm das WSI jene Personen in den Fokus, die den Sozialstaat durch ihre Abgaben und Steuern maßgeblich finanzieren.
Von den Befragten gaben rund 60 Prozent an, dass der Staat zu wenig dafür tut, soziale Ungleichheit zu bekämpfen. Dem stimmten rund 15 Prozent nicht oder gar nicht zu. Fast 50 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, Menschen mit geringerem Einkommen finanziell stärker als jetzt zu unterstützen. Rund 20 Prozent teilten diese Ansicht nicht oder gar nicht.
Mit Blick auf diese Ergebnisse sind politische Forderungen nach einem Sozialabbau nicht nachvollziehbar, so die Forschenden. Sie bewerten zudem eine „solide funktionierende soziale Absicherung“
als zentralen Baustein für sozialen Frieden und demokratisches Miteinander.
Armutsbekämpfung ist kein Randthema
Der Sozialverband VdK ist überzeugt, dass eine neue Regierung das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen kann, wenn die Koalitionspartner gemeinsam nach Lösungen suchen und die sozialen Belange genauso ernst nehmen wie eine gute Wirtschafts- oder Energiepolitik. „Armutsbekämpfung darf kein Randthema sein. Die Altersvorsorge und die Absicherung des Rentenniveaus müssen ganz oben auf die politische Agenda“
, fordert VdK-Präsidentin Verena Bentele.
Die Kosten für Wohnen, Heizen und Essen müssen für alle bezahlbar sein. „Hier braucht es mehr staatliche Unterstützung, etwa durch Wohngeld oder eine gute Kindergrundsicherung“
, so Bentele. Sie fordert ein gerechtes Steuersystem, um ein starkes Gemeinwesen zu finanzieren. „Starke Schultern müssen mehr Verantwortung tragen.“
Mehr zur Studie des WSI
Die Studie “Weniger Umverteilung. Warum der Sozialstaat schlechter vor Armut schützt. WSI Report Nr. 99, Februar 2025" kann Externer Link:hier auf der Website des WSI am Seitenfuß heruntergeladen werden.