Schnell-Lesen lernen

Wäre es nicht praktisch, schneller lesen zu können? Leseratten könnten noch mehr Bände ihrer Lieblingsreihen schaffen. Oder man wäre effizienter im Beruf und hätte mehr Zeit für andere Tätigkeiten. Doch wie kann es gelingen, seine Lesegeschwindigkeit zu erhöhen? Exklusiv für die Leserinnen und Leser der VdK-Zeitung hat Peter Rösler, Vorsitzender der Externer Link:Deutschen Gesellschaft für Schnell-Lesen, einen Übungsplan in vier Schritten zusammengestellt (siehe weiter unten).

In Anlehnung an das kleine und große Einmaleins unterscheiden Experten zwischen dem kleinen und großen Schnell-Lesen: 

• Mit dem kleinen Schnell-Lesen kann eine Person ihr normales Lesetempo von ungefähr 250 Wörtern pro Minute auf etwa 450 Wörter pro Minute erhöhen. 
• Das große Schnell-Lesen ist sozusagen die Königsdisziplin: 1500 oder mehr Wörter in der Minute sind damit möglich. Beim großen Schnell-Lesen spricht man innerlich nicht mehr mit.

Bei beiden Methoden bleibt das Textverständnis erhalten.

Es gibt nur wenige Menschen, die das große Schnell-Lesen von sich aus können. Alle anderen, zu denen auch Peter Rösler aus München gehört, müssen dafür intensiv trainieren und darüber hinaus viel Geld investieren. „Mehr als ein Führerschein kostet“, berichtet er. Bis er seinen Durchbruch erzielte, dauerte es neun Monate, obwohl er bei dem damals besten Trainer-Paar gelernt hatte. Dabei kann er sich noch glücklich schätzen. Denn: „Bei 50 Prozent klappt das große Schnell-Lesen nicht. Das ist natürlich sehr unbefriedigend“, sagt Rösler. Inzwischen ist er selbst Schnell-Lese-Trainer.

Interessierten Einsteigern empfiehlt er, fürs kleine Schnell-Lesen zu trainieren. Es ist mit einer Erfolgsquote von 90 Prozent erlernbar, kostenlos – wenn man es sich autodidaktisch aneignet – und geht schneller. „Es reichen fünf bis maximal fünfzehn Stunden, verteilt über einen Zeitraum von einigen Wochen, bis man sein persönliches Limit erreicht“, sagt der Informatiker. Der durchschnittliche Endwert liegt bei 450 Wörtern pro Minute.

Mit diesem Trainingsplan ist es möglich, in das Schnell-Lesen hineinzuschnuppern und dabei einen kleinen Fortschritt des eigenen Lesetempos zu erreichen:

• Schritt eins: Lesen Sie einen leichten Text zehn Minuten lang so schnell wie möglich. Strengen Sie sich dabei an, aber Sie müssen noch alles verstehen.
• Schritt zwei: Gönnen Sie sich nach jeder Seite ein paar Sekunden Erholungspause. Danach mit vollem Tempo weiterlesen.
• Schritt drei: Wiederholen Sie diese Übung alle zwei bis drei Tage mit anderen leichten Texten.
• Schritt vier: Beenden Sie das Training, wenn Sie nach ein paar Wochen keine weitere Tempoerhöhung erzielen. Das Tempo, das man sich erarbeitet hat, bleibt dauerhaft bestehen.

Es ist möglich, sich digitale Unterstützung zu holen. „Apps fürs Training schaden nicht“, sagt Rösler. Beispielsweise gibt es fürs Smartphone die App „Schneller lesen“ von Heku IT, die bei Stiftung Warentest Testsieger war.

Ob ein Crash-Kurs von ein bis zwei Tagen Dauer sinnvoll ist, darüber sind sich die Fachleute nicht einig. Röslers eigene Erfahrung als ehemaliger Kursteilnehmer ist, dass Teilnehmende meist nur ins Querlesen kommen, das Textverständnis dabei also verloren geht. Viele Trainer wiederum berichten von befriedigenden Ergebnissen.

Da der Wissensstand zum Thema Schnell-Lesen mager ist, freut sich der Experte immer über Versuchspersonen mit hohem Lesetempo. „Jemand, der mehr als 600 Wörter pro Minute bei gutem Verständnis schafft, kann sich gerne bei unserem Verein melden, denn er hat  ,versehentlich‘ das große Schnell-Lesen gelernt.“