Schieflage in der häuslichen Versorgung
Versorgungsengpässe in der ambulanten Pflege beschäftigen die VdK-Mitglieder. Nach einem Aufruf in der VdK-Zeitung haben viele Mitglieder in Zuschriften ihre Erfahrungen mit ambulanten Pflegediensten geschildert.
Mitglieder berichten von Schwierigkeiten mit ambulanten Pflegediensten
Die Suche nach Pflegediensten mit freien Kapazitäten gestaltet sich für Pflegebedürftige und ihren Angehörigen immer öfter als sehr schwierig. Viele Anbieter können keine neuen Kundinnen und Kunden aufnehmen oder bieten immer häufiger ein eingeschränktes Angebot an. Mal hören Mitglieder, dass man nur für eine Stunde niemanden vorbeischickt, mal werden bestehende Angebote wegen Personalmangels eingeschränkt. Viele berichten auch, dass es immer schwieriger wird, Hauswirtschafterinnen oder haushaltsnahe Dienstleister zu finden.
Pflegedienstsuche kostet viel Kraft und Energie
Kompliziert wird es, wenn bestehende Pflegeverträge vonseiten der Dienste gekündigt werden. Franz R. (Name ist der Redaktion bekannt) schildert in seiner Zuschrift, wie seine Frau und er seine pflegerische Versorgung innerhalb von vier Wochen neu organisieren mussten: „Eine Aufgabe, die Kraft und Energie forderte, und meine Frau an ihre körperlichen und mentalen Grenzen führte.“
Der bisherige Pflegedienst hatte aufgrund von Personalmangel fristgerecht gekündigt. Innerhalb kürzester Zeit kontaktierte das Ehepaar über 25 Pflegedienste in der Nähe ihres Wohnorts. Mehrmals verlangten Pflegedienste Zahlungen, die über die Kassenleistungen hinausgingen. Bei solchen Forderungen sollten sich Betroffene bei den Pflegestützpunkten beraten lassen. Die nervenaufreibende Suche von Franz R. und seiner Frau war schließlich erfolgreich.
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VdK: Ambulante Pflege muss neu organisiert werden
Im vergangenen Jahr haben 374 Pflegedienste in Deutschland geschlossen, etwa 20.000 Pflegebedürftige waren betroffen. Im Jahr 2022 haben 431 ambulante Dienste ihre Arbeit eingestellt. Mehrheitlich waren Pflegedienste privater Träger von Schließungen betroffen. Nach einer Umfrage des Deutschen Evangelischen Verbands für Altenarbeit und Pflege e.V. lehnen 89 Prozent der ambulanten Dienste Neukundinnen und Neukunden ab. 91 Prozent mussten ihre Leistungen aus personellen Gründen einschränken.
Für den Sozialverband VdK sind diese Entwicklungen ein Zeichen, dass die ambulante Pflege grundsätzlich neu organisiert werden muss. Der Gesetzgeber hat bisher nichts vorgelegt, um der schon jetzt sichtbaren und der sich immer weiter verschärfenden Unterversorgung etwas entgegenzusetzen. Der VdK fordert, dass die Kommunen bei einer Neuorganisation mehr Verantwortung tragen müssen und dass der Wettbewerb nicht über allem stehen darf.