Kategorie Aktuelle Meldung Frauen Armut & Umverteilung

Mehr Unterstützung für Alleinerziehende gefordert

Von: Jörg Ciszewski

In jeder fünften Familie erziehen Eltern ihre Kinder allein oder getrennt. Der zehnte Familienbericht der Bundesregierung beschäftigt sich mit der Situation Alleinerziehender und empfiehlt, insbesondere Frauen besser zu fördern. 

Eine Mutter sitzt mit ihrem Kleinkind auf dem Sofa. Das Kind untersucht ein digitales Fieberthermometer, die Mutter erklärt ihm etwas.
© IMAGO / Westend61

Knapp 1,7 Millionen Alleinerziehende mit Kindern lebten nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Jahr 2023 in Deutschland. 2,5 Millionen Kinder wachsen demzufolge in einem Alleinerziehenden-Haushalt auf.

Alleinerziehende Mütter sind dem Externer Link:Familienbericht der Bundesregierung zufolge besonders oft von Armut bedroht. Auch wenn diese Frauen überwiegend erwerbstätig sind, sind viele auf ergänzende Sozialleistungen angewiesen. Denn viele Mütter reduzieren ihre Erwerbsarbeit oder geben sie auf, um sich auf die Familienarbeit zu fokussieren. Dadurch ist das Armutsrisiko von alleinerziehenden Müttern etwa dreimal höher als das von Müttern, die in einer Paarbeziehung leben.

Neben den finanziellen Herausforderungen haben Alleinerziehende dem Bericht zufolge auch deutlich häufiger mit gesundheitlichen und psychischen Beeinträchtigungen zu kämpfen als Eltern in Paarhaushalten. Sie leiden oft unter Stress und zeigen ein schädlicheres Gesundheitsverhalten, insbesondere in Trennungssituationen, die konfliktreich sind.

Emfehlungen aus dem zehnten Familienbericht

Der Familienbericht gibt eine Reihe von Empfehlungen, wie die Situation alleinerziehender Frauen verbessert werden kann. Um eine stärkere ökonomische Eigenständigkeit alleinerziehender Frauen zu erreichen, schlägt die Sachverständigenkommission einen Ausbau der Kinderbetreuung vor. Für alle Eltern mit Kindern soll demzufolge ab dem Alter von einem Jahr bis zum Ende der Grundschule ein Rechtsanspruch auf acht Stunden institutioneller Betreuung in einer Kita, Tagespflege oder Ganztagsschule eingeführt werden. Der Zugang zum Arbeitsmarkt könne dadurch verbessert werden, dass die Unternehmen die Arbeitszeiten flexibler gestalten, damit Alleinerziehende die Belange von Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren können.

Die Kommission schlägt zudem Gutscheine für haushaltsnahe Dienstleistungen vor. Davon sollen Frauen profitieren, die besonderen Unterstützungsbedarf haben, zum Beispiel bei der Haushaltsführung  oder der Kinderbetreuung außerhalb der zur Verfügung stehenden öffentlichen Betreuungsangebote.

Außerdem müsse die Sorgearbeit zwischen Mann und Frau gerechter aufgeteilt werden. Um das zu erreichen, müssten Fehlanreize wie das Ehegattensplitting oder die unentgeltliche Mitversicherung der Ehepartnerin in der Krankenkasse auf den Prüfstand. Solche Leistungen sollten weniger an die Ehe, sondern stärker an die Übernahme von Sorgearbeit geknüpft werden, so der Bericht.

Was fordert der VdK?

Auch der Sozialverband VdK sieht dringenden Handlungsbedarf. „Der Familienbericht macht Vorschläge, die dem VdK auch am Herzen liegen“, erklärt VdK-Präsidentin Verena Bentele. „Uns ist sehr wichtig, dass die wirtschaftliche Unabhängigkeit alleinerziehender Frauen gestärkt wird. Frauen, die in der Familie Verantwortung übernehmen, müssen durch strukturelle Veränderungen besser geschützt werden, um nach einer Trennung nicht in die Armut zu rutschen.“

Der VdK hält zudem an seiner Forderung fest, eine Kindergrundsicherung einzuführen. Mit ihr ließen sich eine Vielzahl an bestehenden Leistungen für Familien bündeln und einfacher beantragen. Das wäre eine erhebliche Erleichterung für Familien  mit geringem oder fehlendem Einkommen. Außerdem hat der VdK einen ganz praktischen Vorschlag: Der Staat soll Maßnahmen entwickeln, um den Unterhalt vom säumigen Elternteilen einzutreiben.

Familienbericht herunterladen

Die Familienberichte der Bundesregierung beleuchten regelmäßig die Situation von Familien in Deutschland. Der zehnte Familienbericht widmet sich der "Unterstützung allein- und getrennterziehender Eltern und ihrer Kinder". 

Externer Link:Zum Zehnten Familienbericht auf der Website des BMFSFJ  (Download am Fuß der Website)