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Krankenversicherung: Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger will eine Versicherung für alle

Von: Jörg Ciszewski

Eine einheitliche Krankenversicherung, in die alle Menschen einzahlen, findet im Land große Zustimmung. Auch Anhängerinnen und Anhänger der CDUkurz fürChristlich Demokratische Union/CSUkurz fürChristlich-Soziale Union sind mehrheitlich für die Zusammenlegung von gesetzlicher und privater Krankenversicherung.

Hände eines Arztes, der einen weißen Kittel trägt und ein Stethoskop um den Hals hat, halten einen Scherenschnitt mit den Silhouetten einer Familie mit zwei Kindern
© IMAGO / Panthermedia / Andrey Popov

Wahl-Kompass zur Bundestagswahl zeigt eindeutiges Ergebnis

Die große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger hält eine einheitliche Krankenversicherung für richtig. Die Zustimmung dafür liegt unabhängig von der Parteipräferenz in allen Wählergruppen deutlich über 50 Prozent. Das hat die Auswertung einer Abfrage der Universität Münster anlässlich der Bundestagswahl gezeigt. 

Wählerinnen und Wähler der SPDkurz fürSozialdemokratische Partei Deutschlands wünschen sich zu 77 Prozent, jene von Bündnis 90/Die Grünen zu 80 Prozent und die der Linken sogar zu 85 Prozent eine einheitliche Krankenkasse. Aber auch 59 Prozent der Befragten aus dem FDPkurz fürFreie Demokratische Partei-Lager und 65 Prozent mit Sympathien für die CDUkurz fürChristlich Demokratische Union/CSUkurz fürChristlich-Soziale Union sprechen sich für ein einheitliches System der Krankenversicherung aus.

Interessant ist, dass CDUkurz fürChristlich Demokratische Union/CSUkurz fürChristlich-Soziale Union und die FDPkurz fürFreie Demokratische Partei am Nebeneinander von gesetzlicher und privater Krankenversicherung festhalten wollen – und in diesem Punkt vom Wunsch ihrer Wählerinnen und Wähler deutlich abweichen.

Grundlage für diese Ergebnisse sind Daten des „Externer Link:Wahl-Kompass“, eines Projekts des Instituts für Politikwissenschaft an der Universität Münster. Das Wahlhilfe-Tool hat die Einstellungen der Nutzerinnen und Nutzer zu politischen Themen mit den Zielen der von ihnen bevorzugten Parteien abgeglichen. Mehr als 400.000 Personen nutzten den „Wahl-Kompass“. Von diesen wiederum stellten etwa 180.000 Personen ihre Datensätze für eine Vorab-Analyse bereit. 

Aufgeschobene Reform

Für Professor Norbert Kersting, Politologe an der Universität Münster, sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: „Eigentlich wäre es an der Zeit, eine größere Reform zu starten, aber die Parteien schieben das Thema vor sich her.“

Das kritisiert der Sozialverband VdK, der seit langem eine einheitliche solidarische Krankenversicherung fordert, in die auch Beamtinnen und Beamte, Politikerinnen und Politiker, Besserverdienende und Selbstständige einzahlen. Der VdK sieht sich durch die Ergebnisse bestätigt. 

„Die große Zustimmung zu einer einheitlichen Krankenversicherung sollten die Parteien endlich zum Anlass für eine Reform nehmen. Mit der Vereinheitlichung des Krankenversicherungssystems ließe sich der Beitragssatz um bis zu 3,8 Prozent senken“, erklärt VdK-Präsidentin Verena Bentele. „Bei einem derzeitigen Zusatzbeitragssatz von im Durchschnitt 2,9 Prozent könnte nicht nur der Zusatzbeitrag komplett abgeschafft werden, sondern auch der allgemeine Beitragssatz von derzeit 14,6 Prozent gesenkt werden.“