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Kommentar: Barbie ist blind

Von: Verena Bentele, VdK-Präsidentin

Sieben Barbiepuppen soll jedes Mädchen besitzen. Und wenn die Strategie des Herstellers Mattel aufgeht, entspricht wenigstens eine davon nicht der Beschreibung „kurvig, gertenschlank und spitzfüßig“.

Das Portraitfoto zeigt Verena Bentele vor blauem Hintergrund, sie lacht in die Kamera
Bildnachweis: Susie Knoll © VdK / Susie Knoll

Das amerikanische Unternehmen sagt selbstbewusst, es habe das Externer Link:inklusivste Puppensortiment der Welt. Die Barbie im Rollstuhl fährt schon länger herum, und ein Modell steckt sogar seine Beinprothese ins hübsche Schühchen. 

Die neueste Barbie ist blind. Erkennbar ist das eigentlich nur am weißen Blindenstock, den sie aber auch ablegen kann. In den prächtigen dunkelblonden Haaren steckt eine schicke Sonnenbrille. Die setzt Barbie bei grellem Sonnenlicht auf, weil ihre Augen dann lichtempfindlich sind. Das wissen aber vermutlich nur Insider wie ich. 

Sie sieht also eigentlich wie jede klassische Barbie aus. Der Blindenstock und erst recht die Sonnenbrille wirken wie extravagante Accessoires. Dieses Beiläufige ist für mich das Interessante an diesem Produkt.

Lassen wir mal beiseite, dass Barbie längst nicht wie die Mehrheit der Frauen aussieht. Mir gefällt an der blinden Version, dass diese Puppe einen spielerischen Umgang mit dem Thema Externer Link:Behinderung ermöglicht. Wenn ein Kind gerne mit Barbies spielt, wird ihm auch diese gefallen. Schließlich kann sie ihre Klamotten problemlos mit den anderen Barbies tauschen. Neidisch sind die auf ihre eingebauten Ellenbogengelenke. Die braucht sie, um den Blindenstock nutzen zu können. Dieses Extra macht sie viel beweglicher, und sie kann sich bei Ken beim Spaziergang locker einhaken.

Jetzt ist es an den Erwachsenen, sich für so eine besondere Barbie zu entscheiden. Zahlen gibt es nicht, ob die inklusiven Barbies ein Verkaufsschlager sind.

Eine Erzieherin sagte im WDR-Radio, dass Spielzeug wie dieses vor allem Eltern hilft. Ihnen falle es mit den Puppen leichter, mit ihren Kindern über das Thema Behinderung zu sprechen. Kindern sei das „Besondere“ daran ziemlich schnell egal. 

Hallo Mattel: Bitte mach das Barbiehaus bald Externer Link:barrierefrei. Dann ist die pinke Welt perfekt.