
Kommentar: Sozialstaat schafft Rendite
Der US-amerikanische Präsident Donald Trump hält die Welt in Atem. Seine Zollpolitik bewirkte einen satten Crash an der Börse. Die Aktienkurse stürzten sofort ab und fahren seither Achterbahn.

Nicht wenige US-Bürgerinnen und -Bürger sind in großer Sorge, denn anders als in Deutschland bauen viele von ihnen zur Altersvorsorge auf Aktien. Anders als bei Superreichen geht es bei ihnen aber nicht um Spielgeld, sondern um ihre Existenz. Zusätzlich steigen die Lebenshaltungskosten. Wenn dann noch die Gesundheit angeschlagen ist in einem Land, das auf Eigenvorsorge setzt, stelle ich mir das (Über-)Leben schwer vor.
Auch in Deutschland sind viele Kleinanleger betroffen, weil das Aktienpaket, das ihr Geldinstitut als sichere Anlage angepriesen hat, leider zu viele US-amerikanische Aktien enthält.
Die gesetzliche Rente berührt das Auf und Ab der Börse jedoch nicht. Das hat sich schon bei der großen Finanzmarktkrise 2009 gezeigt. Die Altersvorsorge basiert auf einem Umlagesystem, und das kann kein Kanzler in Deutschland einfach so mit seiner Zollpolitik oder anderen wenig rationalen Entscheidungen außer Kraft setzen.
Der Sozialstaat mit seinem oft als behäbig verspotteten Sozialversicherungssystem wirft – das zeigt das aktuelle Beispiel – bessere Renditen ab, als wenn die Daseinsvorsorge dem freien Spiel der Kräfte überlassen wird. Bei der Rente lässt sich das auf den Euro genau berechnen. Andere sozialstaatliche Investitionen zahlen sich auf lange Sicht aus: Mindestlohn führt zu sinkenden Armutsquoten, Kinderförderung zu besseren Bildungsabschlüssen oder Prävention zu höherer Lebenserwartung.
Das finanzielle Fundament dafür darf nicht ausgehöhlt werden. Externer Link:Mütterrente, Mitversicherung von Angehörigen, Renteneinzahlungen für Angehörigenpflege sind Beispiele, wo die Sozialversicherungen herangezogen werden, obwohl es um gesamtgesellschaftliche Leistungen geht. Diese müssen aus Steuermitteln finanziert werden. Etwa durch eine Vermögensteuer. Keine Angst: Den Vermögenden bliebe immer noch genügend Spielgeld übrig.