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Kommentar: Bitte runterschalten

Ist Lautstärke ein Gradmesser für die Wichtigkeit eines vorgetragenen Anliegens? Zumindest ist es kein Ausweis für Sachlichkeit, finde ich. Kommentar von VdK-Präsidentin Verena Bentele. 

Das Portraitfoto zeigt VdK-Präsidentin Verena Bentele vor einem grauen Hintergrund.
Bildnachweis: Susie Knoll © VdK / Susie Knoll

Ich beobachte mit Sorge, dass sich politische Debatten in Deutschland oft nicht mehr vernünftig führen lassen. Statt Argumente auszutauschen, fliegen verbal sehr schnell die Fäuste. Standpunkte werden in Beton gegossen, ein Kompromiss wird als Niederlage geschmäht.

Viele Politikerinnen und Politiker aus allen Parteien, von der Kommunal- bis zur Bundesebene, berichten inzwischen, persönlich angegriffen und sogar bedroht zu werden. Gewählte Mandatsträgerinnen und -träger werden beschimpft und beleidigt, bevorzugt in den Sozialen Medien, in anonymen Schreiben oder persönlich am Infostand auf dem Marktplatz. Immer häufiger werden sie auch in ihrem privaten Umfeld, vor ihrem eigenen Zuhause oder im Urlaub bedrängt. Sogar vor Bedrohungen der Familie schrecken manche nicht zurück.

Als Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auf einer privaten Reise von einer Fähre an Land gehen wollte, wurde er so aggressiv von Protestierenden empfangen, dass das Schiff auf Anraten des Sicherheitspersonals umkehren musste. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Ich finde es gut, wichtig und notwendig, seinen Protest mit guten Argumenten zu untermauern und ihn, wenn nötig, auf die Straße zu tragen. Und ich finde, wer sich in ein politisches Amt wählen lässt, muss Kritik grundsätzlich aushalten. Doch es gibt Spielregeln. Und die werden von manchen mehr oder weniger bewusst verletzt. Auf der Strecke bleiben letztlich oft die berechtigten, aber weniger laut vorgetragenen Anliegen der Vernünftigen.

Dieses aggressive Grundrauschen führt dazu, dass immer weniger Engagierte Lust haben, in die Politik zu gehen, um sich mit ihren Talenten für die Gesellschaft einzusetzen, gerade in den Kommunen. Denn wer möchte in seinem Job, der oft ein Ehrenamt ist, beschimpft und beleidigt werden? Mein Appell: Bitte runterschalten und Raum schaffen für sachliche Debatten! Das bringt alle weiter.
 

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