Fit für die Operation
Viele ältere Menschen haben Angst vor einer Vollnarkose. Meist sind die Sorgen jedoch unbegründet, ist Prof. Dr. Rainer Kiefmann überzeugt.
Vor dem Eingriff Gesundheit stärken und Medikamente überprüfen
Prof. Dr. Rainer Kiefmann ist Leiter des Externer Link:wissenschaftlichen Arbeitskreises Gerontoanästhesie im Berufsverband Deutscher Anästhesisten und beschäftigt sich mit der Frage, was man tun kann, damit Seniorinnen und Senioren eine Operation besser verkraften.
Die meisten Patientinnen und Patienten befürchten, nach einem medizinischen Eingriff nicht mehr aufzuwachen oder nicht mehr auf die Beine zu kommen. Hier kann Kiefmann beruhigen: „Narkosen sind heutzutage extrem sicher. Für den Krankheitsverlauf nach einer Operation entscheidend sind weniger das Alter an sich als vielmehr die Begleiterkrankungen und die Gebrechlichkeit.“
Aufschluss über den Gesundheitszustand von älteren Menschen geben die körperliche und geistige Belastbarkeit und die Fähigkeit, den alltäglichen Aktivitäten nachzugehen, betont Kiefmann. Oft bedingen sich die körperliche Belastbarkeit und die geistige Leistungsfähigkeit gegenseitig. „Jemand, der körperlich nicht aktiv ist, bewegt sich meist auch nur noch wenig im Geist“
, so der Mediziner.
In manchen Kliniken werden daher vor einer OPkurz fürOperation die Muskelkraft und die kognitiven Fähigkeiten überprüft. „Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass Gebrechlichkeit oft mit einer Mangelernährung einhergeht. Vor einer Operation wird daher vor allem die Versorgung mit Proteinen, Vitamin B6 und B12 diagnostiziert“
, berichtet der Mediziner.
Ein weiterer Risikofaktor für einen ungünstigen Krankheitsverlauf nach einer Operation ist die sogenannte Polypharmazie. Diese liegt vor, wenn mehr als fünf Medikamente gleichzeitig eingenommen werden. Hier empfiehlt Kiefmann, die Wechselwirkungen genau zu überprüfen, um unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden.
Prehabilitation: Die Kasse zahlt nicht
Älteren und vor allem gebrechlichen Patientinnen und Patienten, die wissen, dass eine Operation ansteht, rät er, sich darauf vorzubereiten. „Je fitter eine Person in die OP kommt, desto fitter kommt sie auch wieder aus dem Krankenhaus“
, bekräftigt er. Für die Kosten einer sogenannten Prehabilitation kommen die Krankenkassen leider nicht auf.
Dennoch lässt sich einiges tun, zum Beispiel Fitnessübungen zu Hause, idealerweise mit Unterstützung von Angehörigen. Als Hanteln können Wasserflaschen eingesetzt werden. Eine protein- und vitaminreiche Ernährung beugt dem Muskelabbau vor. Hilfreich ist es auch, den Hausarzt bei der Überprüfung der eingenommenen Medikamente in Bezug auf potenziell ungünstige Wechselwirkungen einzubeziehen und die Arzneimitteleinnahme gegebenenfalls anzupassen.