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Das lange Warten auf den Facharzttermin

Von: Jörg Ciszewski

Gesetzlich Krankenversicherte müssen oft Wochen oder Monate auf einen Facharzt-Termin warten. Wer allerdings anbietet, selbst zu zahlen, kann die Wartezeit dadurch häufig erheblich verkürzen. Der VdK beobachtet diese Entwicklung mit Sorge.

Ein Arzt mit blauen Handschugen und einem weißen Kittel hält einen traurigen Smiley aus Pappe in der einen Hand, in der anderen ein rotes Telefonhörer-Symbol
© IMAGO / Wirestock

Sofort-Termine für Selbstzahler

Eine Frau, die Mitglied im VdK ist, berichtet, dass sie auch nach 25 Anrufen bei Gynäkologen keinen Termin bekommen hat. Ein anderes VdK-Mitglied muss trotz Schmerzen acht Wochen auf einen Termin beim Radiologen warten. Viele Versicherte können von solch frustrierenden Erlebnissen bei der Terminsuche berichten.

Wer aber als Kassenpatient anbietet, eine Untersuchung selbst zu bezahlen, wird bei der Terminvergabe bevorzugt. So wie eine Mutter von zwei Kindern, der nach einer Vorsorgeuntersuchung geraten wurde, schnell eine Mammografie machen zu lassen. Zunächst hieß es beim Arzt, ein Termin sei erst in drei Monaten möglich. Weil sie sich Sorgen machte, bot die Patientin an, die Mammografie selbst zu bezahlen – und bekam am nächsten Tag einen Termin.

VdK: Notsituation von Versicherten wird ausgenutzt

Für Ärztinnen und Ärzte sind Patientinnen und Patienten, die als Selbstzahler und nicht als gesetzlich Versicherte um einen Termin fragen, finanziell lukrativ. Denn die Behandlung auf Selbstkosten kann höher abgerechnet werden, da nicht wie üblich für gesetzlich Krankenversicherte der Einheitliche Bewertungsmaßstab ärztlicher Leistungen (EBM), sondern die Gebührenordnung der Ärzte (GOÄ) für Privatversicherte zur Abrechnung herangezogen wird. Der Anreiz, Privatversicherte oder Selbstzahler vorzuziehen, besteht darin, dass keine Pauschalbeträge ausgezahlt werden, sondern jede Leistung einzeln abgerechnet werden kann. Auf der anderen Seite wird bei der Abrechnung über die gesetzliche Krankenkasse ein Verwaltungskostenanteil abgezogen.

In der Praxis ist es nur ein Teil der Ärzteschaft, der die finanziellen Interessen bei der Behandlung auf diese Weise voranstellt oder sogar Selbstzahler-Sprechstunden auf Kosten der Zeit für Kassenpatienten einrichtet. Doch dadurch wird das bestehende Problem der langen Wartezeiten auf einen Facharzttermin weiter verschärft.

In jedem Fall ist aus Sicht des VdK nicht zu akzeptieren, dass die Notsituation von Kassenpatientinnen und -patienten ausgenutzt wird und sie neben ihren Krankenversicherungsbeiträgen dringend benötigte Facharztbehandlungen aus eigener Tasche zahlen müssen.

Um die notwendige Verbesserung bei der Terminvermittlung zu erreichen, sieht der VdK verschiedene Bausteine. „Ein Problem ist, dass es zu wenig niedergelassene Fachärzte gibt. Um Abhilfe zu schaffen, könnten die Studienplatzkapazitäten erhöht werden. Außerdem könnten Förderungen dazu beitragen, dass sich mehr Ärztinnen und Ärzte in ländlichen Regionen niederlassen“, erklärt VdK-Präsidentin Verena Bentele. Letzteres wird derzeit durch die Landarztquote probiert. Darüber hinaus könnte ein wichtiger Schritt sein, die Budgetierung der Praxen aufzuheben und so die Neuaufnahme von Patientinnen und Patienten zu ermöglichen.

VdK fordert Bürgerversicherung, in die alle einzahlen

Der VdK unterstützt das Konzept der Hausarztzentrierten Versorgung. Innerhalb dieses Versorgungsmodells könnten der Hausarzt oder die Hausärztin auf die Vermittlung zur Facharztpraxis Einfluss nehmen, indem sie auf der Überweisung die Dringlichkeit der Behandlung dokumentieren. Eine weitere Möglichkeit einer schnelleren Terminvergabe bietet der Service der Kassenärztlichen Vereinigung unter der Telefonnummer 116 117.

Um einer Mehrklassenmedizin die Grundlage zu entziehen, fordert der VdK die Einführung einer Bürgerversicherung, in die alle, auch Beamtinnen und Beamte sowie Selbstständige, verpflichtend einzahlen. „Wenn als Folge dessen Ärztinnen und Ärzte nach einer einheitlichen Gebührenordnung abrechnen würden, gäbe es keinen Platz mehr für das unsolidarische Handeln einiger Kassenärzte, wie wir es jetzt bei der Bevorzugung von Selbstzahlern beobachten“, sagt Bentele. 

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