Kategorie Tipp Gesundheit

Sepsis ist immer ein medizinischer Notfall

Von: Petra J. Huschke

Ältere Menschen sind bei einer Sepsis, im Volksmund Blutvergiftung genannt, besonders gefährdet. Wie beim Schlaganfall oder Herzinfarkt zählt jede Minute. 

Ein Zeigefinger mit einer kleinen blutenden Scnittwunde. Im Hintergrund sieht man auf einem Holzbrett ein Küchenmesser und Gemüse.
Schon kleine Hautverletzungen können die Ursache einer Sepsis sein. Wichtig zu wissen: Auch andere Infektionen im Körper sind riskant. © IMAGO / Niehoff

Auf einen Blick

  1. Was ist eine Sepsis?

    Bei einer Sepsis oder Blutvergiftung werden Bakterien in die Blutbahn und die Organe geschwemmt. Dadurch kann das Immunsystem überfordert werden und Organe können versagen. Eine Sepsis ist akut lebenbedrohlich. 

  2. Was sind die Symptome einer Sepsis?

    Symptome können schneller Puls, niedriger Blutdruck, erhöhte Atemfrequenz und eine zunehmende Bewusstseinsstörung sein. Auch ein Gefühl der Abgeschlagenheit und ein vermehrtes Durstgefühl können auftreten. Fieber kommt oft erst später dazu oder bleibt ganz aus.

  3. Was tun?

    Bei den geringsten Anzeichen für eine Sepsis sollte man in einer Klinik vorstellig werden. Eine Sepsis ist ein aktuter Notfall und kann unerkannt in kurzer Zeit zum Tod führen.

Sepsis: Dritthäufigste Todesursache in Deutschland

Sepsis, auch Blutvergiftung genannt, ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Menschen im Alter ab 60 und vor allem Pflegebedürftige sind besonders gefährdet. Fälschlicherweise wird oft angenommen, dass eine Sepsis nur durch eine entzündete Wunde in der Haut entsteht. Dabei kann jede Infektion zu einer Sepsis führen. Viele Todesfälle wären bei entsprechender Vorsorge vermeidbar.

„Eine Sepsis ist lebensgefährlich, wenn durch die Einschwemmung von Bakterien in die Blutbahn und die Organe das Immunsystem des Körpers überfordert ist und mehrere Organsysteme durch den Keimbefall und die daraus entstehenden Entzündungsreaktionen versagen“, erklärt Prof. Dr. Andreas Seekamp, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und Direktor der gemeinsamen Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein am Campus Kiel.

Was sind die Symptome einer Sepsis?

Eine Sepsis kann etwa bei einer Lungenentzündung, einer Harnwegsinfektion oder einer Entzündung im Bauchraum entstehen. Auslöser sind neben Bakterien auch Viren, Pilze oder Parasiten. Klassisch ist die Verschleppung von Keimen in die Blutbahn durch sehr kleine Wunden oder Bagatellverletzungen. „Auch kleine Bissverletzungen oder Kratzspuren können die Ursache sein“, so der Arzt. 

„Der Beginn einer Sepsis ist schwierig zu erkennen“, räumt Seekamp ein.  „Klinische Symptome können ein schneller Puls, niedriger Blutdruck, erhöhte Atemfrequenz und eine zunehmende Bewusstseinsstörung, beginnend mit Müdigkeit, sein. Auch ein Gefühl der Abgeschlagenheit und ein vermehrtes Durstgefühl können auftreten.“ Fieber sei erst ein spätes Symptom. 

„Ältere Menschen tragen ein höheres Risiko für die Entwicklung einer Sepsis“, betont der Arzt. Zum einen sei die körperliche Abwehr häufig nicht mehr so leistungsfähig, zum anderen gebe es mehrere Anlässe, aus denen heraus sich eine Sepsis entwickeln kann. Als Beispiele nennt er: Blasenkatheter oder ein venöser Zugang, aber auch offene Wunden, die nicht bemerkt werden – etwa an den Füßen bei Diabeteskranken. Selbst eine harmlose Erkältung kann sich zu einer Lungenentzündung und dann bis zur Sepsis entwickeln. Bei älteren Menschen kommt hinzu, dass die Barrierefunktion gegen Darmkeime schlechter wird.

Wie schützt man sich vor einer Sepsis?

Für den besten Schutz gegen Sepsis in jedem Alter rät Seekamp zum aufmerksamen Umgang mit jeglichen Bagatellverletzungen. Dazu zählt auch ein Sonnenbrand mit Blasenbildung. Frühe alarmierende Zeichen sind eine Rötung, Überwärmung und zunehmende Schwellung um die Wunde herum. Schon da sollte man sich medizinischen Rat einholen.

Für Seekamp ist eine Tetanus-Impfung eine gute Maßnahme, um einer Blutvergiftung vorzubeugen. Die Impfung hilft aber nur gegen den auslösenden Keim des Wundstarrkrampfs, eine Sepsis mit anderen Keimen lässt sich durch die Impfung nicht verhindern. 

Was tun bei Verdacht auf Sepsis?

Bei dem Verdacht auf eine Sepsis muss möglichst rasch eine medizinische Behandlung erfolgen, am besten sollte man schon bei den geringsten Anzeichen in der Notaufnahme einer Klinik vorstellig werden. „Je früher eine Sepsis erkannt wird, umso höher sind die Überlebenschancen“, so Seekamp.  Das gelte besonders für ältere und pflegebedürftige Patientinnen und Patienten. „Sepsis ist ein Notfall wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Jede Minute zählt.“

Dem Rettungsdienst kommt eine besondere Bedeutung zu, da er den Sepsispatienten rasch in eine dafür kompetente Klinik transportieren muss. „Die Öffentlichkeit muss noch besser für Sepsis sensibilisiert werden“, regt Seekamp anlässlich des Externer Link:Welt-Sepsis-Tags, der am 13. September stattfand, an. 

Ist eine Sepsis überstanden, empfiehlt der Experte weitere Schonung – keinen Sport, keine Flugreisen, sondern nur tägliche Verrichtungen. „Als vollständig gesund kann man sich erst nach etwa vier bis sechs Wochen betrachten. Menschen jenseits des 70. Lebensjahres können auch Monate benötigen“, sagt Seekamp. In jedem Fall muss die Ursache der Sepsis vollständig ausgeheilt sein, damit es nicht zu einer erneuten Keimverschleppung kommt.

Weiterführende Informationen

Mehr Informationen, Hilfe und Beratung in der Akutphase einer Sepsis und danach bietet die Deutsche Sepsis Hilfe e. V..

Externer Link:Zur Website Deutsche Sepsis Hilfe

Auch die Website der Infozentrale der Sepsis-Stiftung bietet weiterführende Informationen, unter anderem zur Erkennung einer Sepsis. Dort finden Sie auch Sepsis-Checklisten Externer Link:für Erwachsene und Externer Link:für Kinder

Externer Link:Infozentrale der Sepsis-Stiftung

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