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Arthrose: Wann sich eine Prothese lohnt

Wenn die Arthrose weit fortgeschritten ist, und die Gelenke Tag und Nacht schmerzen, entschließen sich immer mehr Menschen für ein künstliches Gelenk, einer sogenannten Endoprothese. Die VdK-Zeitung sprach mit Ärztin Gertrud Klein von der Deutschen Arthrose-Hilfe, wann der richtige Zeitpunkt für einen Gelenkersatz ist und welche Chancen und Risiken es gibt.

Künstliches Kniegelenk
© IMAGO / Panthermedia

Bei Arthrose wird die Knorpelschicht eines Gelenks zerstört. Knochenveränderungen sind die Folge. Das Gelenk entzündet sich, schwillt an und schmerzt. Risikofaktoren für Arthrose sind langjährige hohe Belastungen, Übergewicht und fortschreitendes Alter.

Überschüssiges Körperfett lastet schwer auf den Gelenken und setzt zudem Botenstoffe frei, die Entzündungen im Gelenk fördern. Auch eine familiäre Veranlagung kann eine Rolle spielen. Ab 65 Jahren sind laut Robert Koch-Institut (RKI) rund die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer von Arthrose betroffen. Auch jüngere Menschen mit Verletzungen und Fehlstellungen der Gelenke können Probleme haben. Schmerzen nach Ruhezeiten oder bei Belastung sind typisch.

“Das Einsetzen eines künstlichen Gelenks ist der letzte Schritt in der Behandlung der Arthrose. Eine wichtige Voraussetzung ist, dass keine anderen Therapien wirksam sind und der Gelenkknorpel in einem großen Bereich des Gelenks ganz abgerieben ist. Wenn der Knochen direkt gegen Knochen reibt und im Röntgenbild ein sogenannter Knochen-Knochen-Kontakt zu sehen ist, ist dieses Stadium erreicht”, erklärt Klein.

Jährlich werden in Deutschland etwa 400 000 künstliche Gelenke eingesetzt, am häufigsten sind Knie, Hüfte und Schulter betroffen. Endoprothesen stehen für nahezu alle Gelenke zur Verfügung. Verwendet werden meistens spezielle Metalllegierungen aus Titan, Kobalt oder Chrom und auch Keramik. Damit nicht Metall auf Metall oder Metall auf Keramik reibt, werden zusätzlich Kunststoffe eingesetzt.

Schmerzfreiheit als Ziel

Was ist von einer Operation zu erwarten? “Meist erzielt man Schmerzfreiheit und eine verbesserte Beweglichkeit. Die normalen Alltagsbewegungen sind wieder möglich”, sagt Klein. Und: “Bewegung im normalen Rahmen ist für das künstliche Gelenk sogar günstig. Die Bewegung stärkt sowohl Muskeln als auch Knochen und festigt damit die Verankerung des neuen Gelenks.” Wenn man ein künstliches Gelenk hat, könne man getrost alle normalen Alltagstätigkeiten verrichten. Auf Reisen und längere Spaziergänge müsse man nicht mehr verzichten.

Auch bei Patienten im Alter von 30 Jahren oder jünger werden heute künstliche Gelenke eingesetzt, wenn sie etwa schon in sehr jungen Jahren an einer schweren Arthrose wegen eines Geburtsfehlers oder Unfalls leiden. Die Haltbarkeit der künstlichen Gelenke wird wegen des medizinischen Fortschritts immer besser, versichert die Expertin. Deren Lebensdauer liege bei zehn bis 15 Jahren oder auch länger. Allerdings sollte laut Klein wegen der hohen Beanspruchung auf Sportarten verzichtet werden, bei denen hohe Beschleunigungen, Stoßbelastungen und extreme Bewegungen auftreten, wie beim Laufen, Fußball oder Tennis.

Zu empfehlen sind Sportarten mit ruhigen und kontrollierten Bewegungen wie Schwimmen, Spazierengehen, Nordic Walking oder Radfahren. “Eine wichtige Regel ist, dass die Belastung insgesamt langsam aufgebaut werden sollte – und stets schmerzfrei”, so Klein.

“Das Einsetzen eines künstlichen Gelenks ist eine Operation, die viel Erfahrung erfordert. Am sichersten ist es, diesen Eingriff in einer Klinik vornehmen zu lassen, in der solche Operationen häufig durchgeführt werden und Ärzte gute Ergebnisse erzielt haben”, empfiehlt Klein. “Außerdem sollten bewährte Prothesen verwendet werden.”

Risiken sind Infektionen oder Stürze, nachdem ein Gelenkersatz eingesetzt wurde. Als Sturzprophylaxe rät Klein zu einem guten Muskelaufbautraining nach der Operation – vor allem für ältere Menschen. Planbare Operationen sollte man idealerweise zwischen September und März durchführen lassen, um große Hitze zu vermeiden. Auch sei es gut, den OPkurz fürOperation-Termin nicht auf typische Ferienzeiten wie Weihnachten, Ostern oder Pfingsten zu setzen, da viele Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen dann nicht so gut besetzt sind.