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Armut bestimmt Krebsrisiko

Von: Kristin Enge

In Deutschland sinkt das Risiko, an Krebs zu erkranken. Doch von dieser Entwicklung profitieren Menschen aus wohlhabenden Regionen stärker als jene aus ärmeren Regionen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass sich dieser Trend weiter verstärkt.

Hand hält eine pinke Schleife. Darüber liegt ein Stethoskop.
© IMAGO / Zoonar.com / Oleksandr Latkun

Menschen in wohlhabenden Gegenden erkranken seltener

„Seit dem Jahr 2007 sinkt in Deutschland die altersstandardisierte Neuerkrankungsrate für fast alle Krebsarten, mit Ausnahme von Lungenkrebs bei Frauen“, so das Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZkurz fürDeutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg) in Heidelberg.

Das Forscherteam wertete Daten aus Krebsregistern aus acht Bundesländern aus. Sie berücksichtigten dabei die Krebsdiagnosen von 48 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern im Zeitraum 2007 bis 2018. Wegen einer schlechteren Datenlage wurden nicht alle Bundesländer berücksichtigt.

Soziale Ungleichheit verschärft sich

Deutlich wurde eine große soziale Ungleichheit, die sich weiter verschärft: In ärmeren Regionen lag die Rate der Neuerkrankungen im Jahr 2007 sieben Prozent höher als in den am wenigsten benachteiligten Gebieten. Dieser Wert war im Jahr 2018 bei den Männern auf 23 Prozent und bei den Frauen auf 20 Prozent gestiegen.

Einen unterschiedlich guten Zugang zur Gesundheitsversorgung schloss das Forscherteam als Ursache aus. Denn die Ärztedichte, die Entfernung zum nächsten medizinischen Zentrum, die Zahl der Krankenhausbetten oder der Pflegeheime sind in den untersuchten Regionen in etwa gleich.

Große Unterschiede fand das Forscherteam dagegen bei Faktoren wie Arbeitslosigkeit, dem Anteil an Sozialhilfeempfängern oder der Schulabbrecherquote. Auch Risikofaktoren, die die Entstehung von Krebs begünstigen, sind in den benachteiligten Regionen weiter verbreitet. „Die sozialen Faktoren scheinen eine viel größere Rolle zu spielen als die generelle Infrastruktur“, so Lina Jansen vom DKFZkurz fürDeutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg.

Soziale Ungleichheiten bei Krebserkrankungen sind national und international vielfach dokumentiert, so das Forscherteam. Der sozioökonomische Hintergrund der Menschen bestimmt, wie häufig sie Früherkennungsuntersuchungen wahrnehmen, aber auch die Rate an Krebsneuerkrankungen, die Krebssterblichkeit oder das Krebsüberleben.

„Unsere Ergebnisse zeigen erneut, dass wir in Zukunft besondere Anstrengungen unternehmen müssen, damit alle Menschen gleichermaßen von Empfehlungen zu einem gesunden Lebensstil und von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen profitieren – unabhängig von ihrer Postleitzahl“, sagt Jansen.